„Vor der Haustür“ Leserbrief von Gerhard Bialas zum Mössinger Generalstreik 1933
9. Februar 2018
Vor der Haustür
Vor 85 Jahren Mössinger Generalstreik gegen Hitler, der von Hindenburg in den Sattel gehoben wurde. Schande, dass auch im Landkreis Tübingen inuner noch Plätze u,nd Straßen nach diesem Kriegsverbrecher benannt sind. „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt Krieg“, warnte die KPD und andere. „Wer Hitler wählt, wählt Krieg!“ warnten die Korrununisten und Nazi-Gegner auch in Mössingen und dem Steinlachtal. Und wagten zusarrunen den Generalstreik. Dafür wurden viele von ihnen ins KZ Heuberg verscWeppt, ins Gefangnis oder Zuchthaus.
Was dann folgte, ist teils in den Ausstellungen zur Hitlerjugend im Landratsamt und Tübinger Rathaus zu sehen: „Führer befiel, wir folgen dir!“, Jungvolk, HJ, BDM, Reichsarbeitsdienst, Ptlichtjahr, Wehrmacht, SS, ScWachtfelder, Witwen, Waisen und Invaliden. Wir mussten zur Hitlerjugend dürfen, weil wir vorher einen Aufnahrnebogen auszufüllen hatten. Mit der Frage: „Bist du Arier?“. Damit wurde vorsortiert. Dahin führte der Gleichschritt mit 50 Millionen Toten. Ins unbeschreibliche Elend nicht nur des deutschen Volkes.
Auschwitz und viele andere KZ sind rur uns Ermahnung und Verpflichtung: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Mit dem KZ HailfmgenfTailfmgen und den ÖIScmefer-KZ haben wir Auschwitz vor unserer Haustür, vor der wir ständig kehren müssen, damit nicht erneut braune Saat aus deutsch-na-. tionalem Dreck sprießt. Wir dürfen keine Rechtsentwicklung nirgendwo zulassen. Das sind wir denen schuldig, die auch für uns in den Widerstand gegen die Nazi-Barbarei gegangen sind. Von denen ich einige persönlich kannte. Aus alldem gibt es nur die Schlussfolgerung: Frieden und Völkerverständigung.
Gerhard Bialas. Tübingen
(Veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt 2.2.2018)