Mit dem Blick nach vorn

28. Juli 2023

Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Baden-Württemberg, 22. und 23. Juli 2023

Am vorletzten Juliwochenende tagte die 44. ordentliche Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Baden-Württemberg im historischen Osterfeld-Gebäude in der Stadt Pforzheim. Zu Konferenzbeginn durften wir einer ganzen Reihe an Grußworten lauschen. Mündlich vorgetragen wurden unter anderem Grußworte des Deutschen Gewerkschaftsbunds, der IG Metall und der GEW. Auch die Stolpersteininitiativen, die DKP Baden-Württemberg und unsere Bundesvorsitzende Conny Kehrt kamen zu Wort. Schriftlich erreichten uns zudem Grußworte von SPD und ver.di sowie Wünsche zum möglichst erfolgreichen Konferenzverlauf – unter anderem von der Jüdischen Gemeinde und den Grünen. Auch ein Pforzheimer Pressevertreter war auf der Konferenz anwesend.

Aus dem Rechenschaftsbericht des Landesvorstands und dem Finanzbericht unseres Landeskassierers ging deutlich hervor, dass wir als Landesvereinigung in Sachen Organisationsentwicklung auf einem guten Weg sind. Der Rechenschaftsbericht enthielt eine beachtliche Aufstellung an Veranstaltungen und Aktionen sowie Beispiele für Bündnisarbeit und Gedenkarbeit und den Einsatz für demokratische Rechte. So konnten etwa im Betätigungsfeld der Rehabilitation und Entschädigung der Berufsverbotsbetroffenen beachtliche Fortschritte erzielt werden. Auch unsere finanzielle Situation als Landesvereinigung stabilisiert sich mehr und mehr.

Solidarische Kontroverse
Inhaltlicher Schwerpunkt der Konferenz war der Tagesordnungspunkt zur Diskussion um den »Leitantrag Frieden« des Landesvorstands. Der Start der Debatte verlief etwas holprig. Gleich zu Beginn wurden mehrere Geschäftsordnungsanträge gestellt, über die teils mit unfassbar knappen Mehrheiten entschieden wurde. An einer Stelle musste die Abstimmung sogar wiederholt werden. Da allen Delegierten wohlbekannt war, welche Sprengkraft das Thema derzeit in sich trägt, entschied die Konferenz mehrheitlich, keine Resolution zu diesem Thema zu beschließen. Stattdessen wurde eine Generaldebatte zum Thema Krieg und Frieden eröffnet, in der sowohl über die weitere Gestaltung des Diskussionsprozesses als auch über das Thema selbst in aller Ausführlichkeit beraten wurde. Ergebnis der Debatte um die Gestaltung des Prozesses war, dass der Landesvorstand beauftragt wird, einen länger währenden Diskussionsprozess in die Wege zu leiten, der neben der inhaltlichen Diskussion im Landesvorstand auch von Seminarangeboten und weiteren Möglichkeiten der Meinungsqualifizierung und des Meinungsaustausches begleitet werden soll. Große Einigkeit herrschte darin, dass die offene und kameradschaftliche Diskussion über den Krieg in der Ukraine kein Nebenthema werden darf und ihr in der Gestaltung unserer Arbeit für die nächste Zeit möglichst hohe Priorität eingeräumt werden muss. In der Generaldebatte um das Thema selbst kamen viele unterschiedliche Standpunkte zur Geltung. Sie verlief in Anbetracht dessen, wie denunziatorisch und polemisch derartige Diskussionen leider anderorts geführt werden, erfreulich solidarisch und sachlich. Es wurde zwar allseitig in aller Klarheit der eigene Standpunkt vertreten, man diskutierte aber dennoch stets mit- und nicht gegeneinander.

Verleihung des Alfred-Hausser Preises
Anschließend folgte das Abendprogramm und mit ihm die Verleihung unseres Alfred-Hausser-Preises, bei der dann der Zusammenhalt unserer Landesvereinigung auch nach dieser Debatte wieder außerordentlich spürbar wurde. Unsere Landessprecherin Erika Weisser hielt die Laudationes für die Schulprojekte der Geschichts-AG der Realschule Obrigheim und der „Botschafter für Gurs“ des Walter-Eucken-Gymnasiums in Freiburg, die man besser nicht hätte formulieren können. Die anwesenden Delegationen der Schüler stellten ihre Projekte im Anschluss selbst vor. Die Teilnehmenden waren allesamt begeistert. Auch die Träger unserer beiden Sonderpreise – das Ehepaar Brändle aus Pforzheim, die durch unseren Pforzheimer Kameraden Rüdiger Jungkind gewürdigt wurden, und die Kameradinnen und Kameraden der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen, deren Würdigung durch unsere Kameradin Anka Österle aus Tübingen erfolgte – kamen selbst im Abendprogramm zu Wort. Brigitte und Gerhard Brändle sprachen außerdem noch am Sonntagmorgen auf der Kundgebung an der Pforzheimer Stele für den antifaschistischen Widerstand zu unseren Delegierten und den anwesenden Gästen und begleiteten diese anschließend im Demonstrationszug zur Fortführung der Konferenz ins Kulturhaus Osterfeld. Dort folgten die Weiterführung der Antragsdiskussion und anschließend die Wahlen.

Neuer geschäftsführender Landesvorstand
Bis auf unsere geschätzte Kameradin Lilo Rademacher, die leider aus gesundheitlichen Gründen von einer weiteren Kandidatur absah, stellten sich alle bisherigen Mitglieder des geschäftsführenden Landesvorstands erneut zur Wahl und wurden ohne Ausnahme wiedergewählt. Somit genießen unsere Landessprecher Erika Weisser, Ilse Kestin und Michael Dandl weiterhin das Vertrauen der Mitgliedschaft, ebenso wie unser Landeskassierer Bernhard Mainz und die weiteren geschäftsführenden Mitglieder Lothar Letsche und Karl-Martin Matt. Anthony Cipriano wurde als neuer Landesgeschäftsführer gewählt, Dieter Lachenmayer bleibt aber weiterhin Mitglied im Geschäftsführenden Landesvorstand. Für seine jahrzehntelange Arbeit in- und außerhalb der Geschäftsstelle erhielt er unter tobenden Beifall einen Blumenstrauß, überreicht von Ilse Kestin, die die Konferenz schließlich für beendet erklärte.

Alles in allem also ein Wochenende, über das man gerne in Erinnerungen schwelgt, doch die glasklare politische Botschaft der Konferenz verpflichtet zum Blick nach vorn. Jetzt geht es für uns alle an die weitere Gestaltung der gemeinsamen Debatte – offen, ehrlich, sachlich, aber immer auch solidarisch und vorwärtsweisend.

Ein Beitrag der VVN-BdA Landesvereinigung Baden-Württemberg

Rundgang über das PZN Wiesloch am 1.10.: Entstehungsgeschichte und NS-Psychiatrie

21. September 2023

Am Sonntag, 1. Oktober 2023 veranstalten wir einen Rundgang durch die Geschichte der „Großherzoglichen Heil- und Pflegeanstalt bei Wiesloch“ von den Anfängen bis zur faschistischen T4-Mordaktion. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Pforte des PZN Wiesloch (westliche Zufahrt).

Die ehemalige „Großherzogliche badische Heil- und Pflegeanstalt“ (heutiges Psychiatrisches Zentrum Nordbaden) wurde 1905 als moderne und fortschrittlich orientierte medizinische Facheinrichtung für psychisch kranke Menschen eröffnet. Sie war für über 1100 Patient*innen konzipiert und bot mit Hydrotherapie oder Arbeitstherapie für damalige Zeiten modernste Behandlungsmöglichkeiten an. Die ruhige Lage der Klinik und die im Pavillon-Stil gehaltene Anordnung der einzelnen Stationen zeichnen bis heute das Erscheinungsbild der Klinik. Der rund 4 km lange Rundgang durch das Klinikgelände dauert ca. 2,5 Stunden und gibt einen Einblick in die Geschichte des heutigen Psychiatrischen Zentrums Nordbadens. Dabei setzt der Referent zwei Themenschwerpunkte (Entstehungsgeschichte & NS-Psychiatrie).

Der 1. September in Stuttgart

15. September 2023

Am 1. September 2023 fand in Stuttgart die alljährliche Kundgebung des DGB und der VVN zum Antikriegstag statt. Mit schätzungsweise 300 Teilnehmern war die Kundgebung dieses Jahr deutlich besser besucht als noch im Vorjahr. Die Rede unserer Kameradin Gudrun Greth haben wir in einem separaten Artikel dokumentiert. Die Rede von Horst Schmitthenner, bieten wir hier zum Download an, ebenso die Rede von Julia Friedrich, wie auch den Aufruf zur Kundgebung.

VVN-BdA-Ansprache zum Antikriegstag, 1. September 2023 in Stuttgart

geschrieben von Gudrun Greth

14. September 2023

Liebe Menschen,

meine Enkelin ist 3 ½ Jahre alt und recht fit für ihr Alter. Im Haus lebt seit zwei Jahren der fünfjährige Ostap, der mit seiner Mutter und seiner Oma vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen ist. Wie können wir mit meiner Enkelin und ihrem Spielkameraden sprechen, welche Werte möchten wir vermitteln?

Nicht Worte wie Krieg – Feind – Flucht – Katastrophe – Hunger – Tod sollen den kindlichen Wortschatz prägen, Angst machen und den kindlichen Blick trüben. Nein, Worte wie Freundschaft – Solidarität – Lebensfreude sind es, die sie erfahren und erleben sollen in der Begegnung mit Menschen und der Natur um uns und die ihren Blick öffnen sollen für die bereichernde Vielfalt des Lebens, die Lust machen sollen auf eine selbstbewusste Gestaltung einer liebens- und lebenswerten Zukunft in Frieden und Freundschaft – ohne Krieg, in dem unfreiwillig Eingezogene und Unschuldige für die Interessen weniger Privilegierter sterben.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten, VVN-BdA, ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Menschen des Widerstands, der überlebenden NS-Verfolgten und von Angehörigen der nachfolgenden Generationen, die aus der Vergangenheit lernen, die für die „Vision einer antifaschistischen Zukunft“ eintreten und die sich aktiv einsetzen für eine Welt ohne Rassismus, Antisemitismus, Nazismus und Militarismus. Die Ziele der Gründerväter – Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Entmonopolisierung, Demokratisierung, Sozialstaatlichkeit, Völkerverständigung und antifaschistische Einheit in ganz Deutschland – sind noch lange nicht erreicht oder gar in weite Ferne gerückt. Stellen wir uns vor, wie am Abend des 19. April 1945 in Buchenwald eine erste Trauerfeier für die Toten des Konzentrationslagers auf dem Appellplatz stattfand, die Überlebende im Auftrag des Internationalen Lagerkomitees organisiert hatten: Ein in den Werkstätten des Lagers hergestellter hölzerner Obelisk diente als provisorisches Denkmal. Er trug die Inschrift „K.L.B. 51.000“ – die geschätzte Zahl der Toten des KZ Buchenwald. Nacheinander marschierten die Überlebenden nach Nationen gegliedert und in Blöcken formiert unter den Klängen des Lagerorchesters auf den Appellplatz. Die gemeinsam ausgearbeitete Gedenkansprache wurde in den Sprachen Russisch, Polnisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch und Englisch verlesen und endete im gemeinsamen Gelöbnis, das als „Schwur von Buchenwald“ bekannt wurde: „Die Vernichtung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel…“

Dieses „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ und das Lernen aus der Geschichte sind uns in der VVN Verpflichtung. Deshalb halten wir die Erinnerung an Widerstand und Verfolgung wach. Unser Gründungsmitglied Alfred Hausser war als Antifaschist auch in der Bundesrepublik schnell wieder Repressalien ausgesetzt: Wegen seiner Stellungnahme zum Koreakrieg musste er 1950 eine mehrwöchige Haftstrafe in dem Zuchthaus absitzen, in das ihn bereits die Nazis eingesperrt hatten – in Ludwigsburg. Als Kinder von Vätern, die ihr Leben oder ihre Gesundheit im 1. Weltkrieg verloren hatten, setzen sich viele der späteren VVN-Gründerinnen und Gründer früh für eine friedliche Welt ein und wurden so zu engagierten Antifaschisten. Zum Beispiel der Stuttgarter Widerstandskämpfer Karl Pfizenmaier, der den Richtern am Volksgerichtshof in seinem Hochverratsprozess erklärte: „Ich war in der Jugendorganisation schon vor 1933 tätig und war auf der Seite derer, die davon überzeugt waren, dass Hitler mit seinem Programm eine Politik vertreiben wird, die unweigerlich zu einer kriegerischen Auseinandersetzung führen wird, mir aber der Frieden heilig war. Das war ein Hauptgrund, der mich eigentlich zum Antifaschisten machte.“ Ich als Nachgeborene engagiere mich in der VVN und in der Stolperstein-Initiative dafür, aus der Geschichte zu lernen und an die Menschen zu erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden, weil sie sich für eine antifaschistische, solidarische und friedliche Welt einsetzten, weil sie Widerstand leisteten, weil sie dem Weltbild der Nazis nicht entsprachen oder weil sie alt oder krank waren und die Nazis Lazarettplätze für Soldaten der NS-Eroberungskriege brauchten. Die Sprache der 97-jährige Auschwitzüberlebende, die ich seit vielen Jahren begleite, kennt kein Wort für Krieg, denn dieses Wort gibt es gar nicht in der Sprache der Sinti. Wie kann es sein, dass es nach zwei verheerenden Weltkriegen keine Generation gibt, die in einer friedlichen Welt leben kann – obwohl die Vereinten Nationen ihren Gründungsvertrag am 26. Juni 1945 mit den folgenden Worten überschrieben „Wir, die Völker der Vereinten Nationen sind fest entschlossen,

  • künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,…“

Wie kann es dann sein, dass trotz dieser Präambel und dem Völkerrechtlichen Vertrag, der UN-Charta, es seither kein Jahr ohne zahlreiche Kriege auf der Welt gab?

  • Allein 2022 starben mehr als 238 000 Menschen in mehr als einhundert Kriegen auf der Welt. So kann das Handeln der kriegstreibenden und kriegsunterstützenden Regierungen doch nicht anders als
    verantwortungslos bezeichnet und daher geächtet werden – Krieg ist niemals im Sinne eines Volkes, sondern immer auf dem Rücken der Völker!
    Da kann es nur heißen: Sofortiger Waffenstillstand und Friedensverhandlungen!
  • Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine, wir verurteilen den russischen Angriff und fordern Russland zum sofortigen Rückzug des Militärs auf. Der 21. September 2023 – der UN-Weltfriedenstag – soll Tag des Waffenstillstands und der Gewaltlosigkeit sein! Bei diesem Krieg geht es keinesfalls um die Freiheit der Menschen in der Ukraine, es geht vielmehr den imperialistischen Mächten um die Erweiterung ihrer Macht und ihrer Märkte und dies tragen sie auf dem Rücken der Menschen in der Ukraine aus.
  • Kriege geschehen ausschließlich aufgrund des Profitinteresses des Kapitals, zum Machterhalt der Herrschenden und immer zu Lasten der Zivilbevölkerung. Keine Bevölkerung hat im Krieg etwas gewinnen, sie hat nur zu verlieren – ob in der Ukraine oder in Russland. Deshalb unterstützen wir Betroffene, die zivilen Widerstand leisten und gewaltfreie Aktionen durchführen, die desertieren, den Kriegsdienst verweigern und rufen auf zum Widerstand gegen Krieg und Aufrüstung.
  • In der Ukraine erproben Rüstungskonzerne und die sie tragenden Regierungen ihre Kriegswaffen auf Kosten und auf dem Rücken der Menschen, deren Leben ihnen nichts wert ist. Jede Woche werden neue Waffen gefordert und geliefert. Eine Übersicht über die Waffen, die die Bundesregierung bisher in die Ukraine geliefert hat, findet ihr am Infotisch. Wir müssen die Profitinteressen der Rüstungsindustrie klar benennen und ihr Schranken setzen!
  • Eskalationen wie Waffenlieferungen und Militärmanöver erhöhen niemals die Sicherheit eines Landes, sondern schwächen sie! Selbst die Gefahr, einen Atomkrieg in Europa zu riskieren oder gar zu provozieren, scheint den Herrschenden nicht zu groß.
  • „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.“ Das wusste bereits der griechische Dichter Aischylos vor 2 ½ tausend Jahren und wir spüren es täglich, wenn uns die permanente Kriegsrhetorik einer verantwortungslosen Presse aus allen Kanälen entgegenschallt, so dass das Mahnen, Nachdenken und Erinnern kaum mehr Gehör finden kann.
  • Wir hören auch zunehmend Brechts Arturo Ui mahnen: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ Deshalb: Stehen wir auf gegen jegliche rechtsextremen, rassistischen, antimuslimischen und antisemischen Kräften, und stehen wir aktiv ein für ein Leben in Frieden, Freiheit und Demokratie!
  • Kriege lösen keine Probleme, sondern verschlimmern Hunger, Gewalt und die Klimakatastrophe mit all ihren verheerenden Folgen. Dies sind die Ursachen der weltweit zunehmenden Zahl von Menschen, die aus ihrer Heimat in eine ungewisse Zukunft fliehen müssen. Solidarität mit allen Kriegsdeserteur*innen und Flüchtenden.
  • Von Stuttgart aus dürfen nicht länger die Kriege in der Welt koordiniert werden – statt dem Eucom, den NSA-Europabüro und dem US-Africom werden in Möhringen und Vaihingen Wohnungen und Bildungseinrichtungen gebraucht. Öffentliche Gelder für Bildung, Wohnen und für Klima- und Gesundheitsschutz anstatt für Rüstung!
  • Wir spüren täglich mehr den Ausverkauf von öffentlichem Eigentum: Krankenhäuser und Arztpraxen verkommen zu Spekulationsobjekten, ebenso wie der Öffentliche Verkehr. Die Ausgaben für Erziehung, Bildung und Ausbildung werden zugunsten von Rüstungsprojekten drastisch reduziert, wie sich im Haushaltsentwurf zeigt.
  • Als GewerkschafterInnen und Gewerkschafter tragen wir Verantwortung, dass eine Wiedereinführung eines reaktionären Obrigkeitsstaates nicht mehr möglich wird und dass alles, wofür unsere Altvorderen in den Gewerkschaften gekämpft haben, erhalten bleibt. Gewerkschaft müssen eine klare Position gegen Krieg und Hochrüstung beziehen, denn sie wurden geschaffen, die Interessen der Arbeitenden konsequent zu vertreten. Eine Gewerkschaft, die sich zum Regierungssprachrohr macht, macht sich überflüssig!
  • Wir laden auch alle ehrlichen Mitglieder der SPD, der GRÜNEN, der FDP, ein sich der Friedensbewegung anzuschließen und von den von ihnen gewählten Vertreterinnen und Vertretern den sofortigen Stopp der Waffenlieferungen zu fordern und sich gemeinsam mit uns einzusetzen für die seit 75 Jahren vereinbarten Menschenrechte, für den 8. Mai in Erinnerung an das Ende des 2. Weltkrieges als antifaschistischen Gedenktag für Demokratie, Humanität und Toleranz wie die Überlebende und VVN-Mitglied Esther Bejarano, die am 10.7.2021 starb, dies anregte.
  • Liebe Menschen, wir wissen um die transgenerationalen Traumata, die noch mehrere Generationen lang die Menschen die schlimmen Folgen von Kriegen spüren lassen und die ihr Leben nachhaltig prägen.
  • Wir wissen um die kaum noch aufzuhaltende Zerstörung unserer Umwelt. Aus Verantwortung für unser Kinder: Konzentrieren wir uns darauf, diese Welt zu retten, anstatt sie zu zerstören!
  • Deshalb: Stehen wir im gemeinsamen Handeln über weltanschauliche und politische Unterschiede zusammen und auf für den Frieden! Verbinden wir uns zu einer wirksamen, wirkmächtigen, antifaschistischen Friedensbewegung!
    Danke!

Einladung zum offenen Mitgliedertreffen am 24. Juli 2023, 19 Uhr

21. Juli 2023

Freiburger „Standard“? Von Coronaleugner*innen, Burschis* über Reichsbürger*innen und AfD bis hin zur Identitären Bewegung. Über die Rechte Szene in Freiburg und ihre Erscheinungsformen – Erklärungen und Analysen.

Vortrag und Diskussion mit Stefan Brandstetter

Im Dezember 2022 schreckte uns eine Nachricht auf: Bei mehreren Großrazzien im ganzen Land wurden 23 Personen festgenommen, die einer heterogenen rechten Szene zuzuordnen sind. Dieses „Patriotische Union“ genannte Netzwerk um Prinz Reuß plante den Staatsstreich: Seine Anhänger wollten den Bundestag stürmen und dabei, anders als im Sommer 2020, nicht scheitern. Abgeordnete, die auf ihren Feindeslisten standen, sollten in Geiselhaft genommen werden; durch Anschläge auf die Stromversorgung und weitere Infrastruktur hofften sie, bürgerkriegsähnliche Zustände herbeizuführen. Und sie meinten es ernst.

Das Netzwerk vereinte Reichsbürger, alte und neue Nazis sowie Querdenkende, die sich in den vergangenen Monaten radikalisiert hatten. Und etliche andere Akteure: Unter den Verhafteten war auch eine ehemalige Bundestagsabgeordnete der AfD, Ex-Richterin in Berlin.

Ihnen allen ist gemein, dass sie die liberale Demokratie ablehnen, anstelle einer pluralen Gesellschaft einen eindimensionalen und streng hierarchischen völkischen Staat im Sinn haben und sich dabei geschickt verpackter rechter Verschwörungsnarrative bedienen. Die Negativbewertung von demokratischen, offenen und inklusiven Gesellschaftsformen sowie der Ruf nach autoritären Strukturen nimmt zu – nicht nur innerhalb der klassischen Rechten; dabei werden auch überzeugte Faschisten anschlussfähig und gewinnen an Einfluss.

Wer im Raum Freiburg die Akteure sind, wie sie vorgehen und woran sie zu erkennen sind, erläutert Stefan Brandstetter in seinem Vortrag. Er geht dabei auch auf das Wording der „neuen Rechten“ ein und macht und eine kleine Exkursion zum Thema Ästhetik.

Dipl. Soz.päd (FH) Stefan Brandstetter ist außer VVN-Mitglied auch Lehrbeauftragter zum Thema  Rechtsextremismus- und Rechtsextremismus-Prävention u.a. an der KH Freiburg, HFGS Aarau (CH). Außerdem Mitglied im Vorstand Respekt e.V. Berlin sowie langjähriger Vorstandsvorsitzender im Archiv der Jugendkulturen e.V. Berlin.

Wir laden ein am Montag, 24, Juli, 19 Uhr im Haus des Engagements, Rehlingstr. 9 (Nähe Hauptbahnhof), im Hinterhaus

Offener Brief an die Gemeinde Nellingen (Alb)

18. Juli 2023

In Nellingen an der Alb wurde jüngst eine als Große Linde bekannte Sehenswürdigkeit in offiziellen Reiseführern der Gemeinde zur „Hitler-Linde“ umgetauft. Die VVN-BdA Baden-Württemberg reagierte mit folgendem offenen Brief an den Gemeindebürgermeister Christoph Jung.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Christoph Jung,

vor kurzem wurden wir darauf aufmerksam, dass Ihre Gemeinde gemeinsam mit dem Schwäbischen Albverein die „Bärenpfade“ als Wander- und Radwege eingerichtet hat. Mit diesem Projekt soll Tourismus und Naturverbundenheit gefördert und den Wanderern und Radlern zugleich ein Stück Nellinger Geschichte vermittelt werden.

Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass die Station 32 („Große Linde“) in Großbuchstaben als „Hitler-Linde“ gekennzeichnet wurde.

Für uns als Mitglieder einer von Überlebenden und Verfolgten des Hitlerfaschismus gegründeten Vereinigung, ist dies nicht akzeptabel!

Wir kämpfen für einen bewussten Umgang mit der deutschen Geschichte und gegen das Vergessen.

Es kann nicht angehen, dass heute wieder Orte in die Tradition des Nazismus gestellt werden, anstatt auf den Widerstand dagegen aufmerksam zu machen.

Nun ist, dank der Entscheidung Ihrer Gemeinde, die bisher als „Große Linde“ bekannte Feldlinde in etlichen Reiseführern erstmalig seit 1945 wieder als „Hitler-Linde“ ausgeschildert.

Das dürfte in der BRD allerdings einmalig sein!

Dass eine Gemeinde im Jahre 2023 eine bisher unter einem unproblematischen Namen bekannte Sehenswürdigkeit nun nach einem Massenmörder benennt, grenzt an Geschichtsvergessenheit und ist inakzeptabel.

Es gilt immer noch: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Hitler soll von dieser Stelle aus Truppenbewegungen beobachtet haben. Ist es dem Gemeinderat Nellingens heute so wichtig die Nachwelt an diesen Mann, in dessen Namen Tod und Verderben über Millionen Menschen gebracht wurde, zu erinnern.

Welche Art von Tourismus erhoffen Sie sich dadurch? Soll die Große Linde und Ihre Gemeinde zu einem Pilgerort für Nazis aller Art werden?

Zu diesen Fragen bitten wir Sie um Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen
i. A. der VVN – Bund der Antifaschisten Baden-Württemberg e.V.
Ilse Kestin (Landessprecherin)

Gedenkfeier am Colle del Lys 01./02. Juli 2023: Frieden, Freiheit und Humanismus müssen tagtäglich neu erkämpft werden

geschrieben von Josef Kaiser

13. Juli 2023

(Ravensburg / Orbassano / Colle del Lys Rivoli) Eine 25-köpfige Delegation der VVN-BdA Ravensburg/ Oberschwaben nahm auch dieses Jahr an der jährlichen Gedenkfeier der ehemaligen Partisaninnen und Partisanen am Colle del Lys bei Rivoli/Piemont, Partnerstadt von Ravensburg, teil. Auf dem Programm stand die Würdigung des ehemaligen KZ-Häftlings und Widerstandskämpfers Beppe Berruto aus Orbassano, der im Überlinger Stollen Zwangsarbeit verrichten musste, und die Teilnahme an der Gedenkfeier auf dem Colle del Lys, wo Alfons Kuhnhäuser, ehem. IG Metall Schwäbisch Hall, ein Grußwort sprach.

Orbassano: Enzo Savarino, Nino Boeti, Marisa Berruto (Witwe)

Seit 1947 findet auf dem Colle del Lys bei Turin jährlich am ersten Juli-Wochenende eine Gedenkfeier statt. Dort fielen am 2. Juli 1944 26 junge Männer einem blutigen Massaker durch SS-Truppen zum Opfer. Die jungen Männer hatten sich den Partisanen angeschlossen und waren erst kurz zuvor zur 17. Garibaldi-Brigade „Felice Cima“ gestoßen, um gegen die italienischen Faschisten und die deutschen Nationalsozialisten zu kämpfen. Sie wussten weder, wie man sich im felsigen, unwegsamen Gelände zu bewegen hatte, noch trugen sie dafür das richtige Schuhwerk. Die Männer, zumeist unbewaffnet, wurden von den SS-lern gefasst, gefoltert, bestialisch ermordet und anschließend verstümmelt. Erst zwei Tage später war es möglich, die schwer geschändeten Leichen zu bergen und in einem Massengrab beizusetzen. Mit der Gedenkfeier wird an alle 2024 WiderstandskämpferInnen und PartisanInnen aus den Tälern von Lanzo, Susa, Sangone und Chisone erinnert, die im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus ihr Leben verloren.

Seit 1991 nimmt die VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben an der Gedenkfeier der Partisaninnen und Partisanen am Colle del Lys bei Rivoli/Turin. Die Verbindungen ins Piemonte sind in den 70er Jahren aus der Städtepartnerschaft Ravensburg-Montelimar-Rivoli heraus entstanden. Seither Ende der 80er Jahre pflegen VVN-BdA, IG Metall Friedrichshafen, ver.di Oberschwaben und der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB regelmäßige und intensive Kontakte zu ehemaligen WiderstandskämpferInnen und PartisanInnen im Piemont, aber auch zu den dortigen Gewerkschaften. Eine italienische Delegation nimmt jedes Jahr im Mai an der Gedenkfeier der VVN-BdA Ravensburg auf dem KZ-Friedhof Birnau (Überlingen) teil. Dort sind ehemalige ZwangsarbeiterInnen begraben, die zu einem großen Teil aus Italien stammen.

01.07.2023 Orbassano: Stolperstein für Beppe Berruto (1927-2004)

Im Januar 2023 hat die Stadt Orbassano für Beppe Berruto einen Stolperstein vor seinem Haus verlegt. Beppe Berruto war Häftling im KZ-Dachau und Zwangsarbeiter im Überlinger Stollen. In der Nachkriegszeit hat er die Zusammenarbeit zwischen italienischen und deutschen Jugendlichen vorangetrieben und sich für internationale, antifaschistische Zusammenarbeit engagiert. Bei diesem Stolperstein traf sich die Delegation der VVN-BdA mit seiner Witwe Marisa Berruto, dem ehemaligen Bürgermeister von Orbassano Carlo Marroni, ANPI-Chef Nino Boeti und offiziellen Vertretern der Stadt, um Beppe Berruto für seine Verdienste für zu würdigen. In seiner Laudatio sagte Enzo Savarino, ehem. IG Metall Friedrichshafen:

„Die Idee der Stolpersteine geht auf eine Initiative des Berliner Künstlers Gunter Demnig zurück. Stolpersteine sind das größte, dezentrale Mahnmal der Welt. Sie sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert, geschunden, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Unser Beppe, einer der unzähligen Verfolgten des Nazifaschismus, ist ein kleiner Teil dieses Mahnmahls – für uns ein großer MENSCH!

Beppe hat im Dritten Reich Furchtbares mit Deutschen durchgemacht. Dennoch blieb er offen für die anderen Deutschen, die Antifaschisten und Widerstandskämpfer, die es auch gab und gibt. Mit ihnen hat er seine Erfahrungen geteilt und hat uns zusammengeführt. – Beppe, es gehört zu deinen größten Leistungen, so viel für Versöhnung beigetragen zu haben!“

Beppe Berruto selbst habe es als seine größte Sorge formuliert, „nicht in der Lage zu sein die Erfahrungen aus dem Widerstand der jungen Generation zu vermitteln. Aus einem einfachen Grund: Viele von uns (Anm.: Widerstandskämpfern) unterliegen der Versuchung, ihre Geschichte als etwas Besonderes darzustellen. Das ist falsch! Unsere Geschichte muss Zeugnis ablegen und in der Lage sein, die damaligen Werte, für die wir gekämpft haben, in die heutige Zeit zu übertragen. So wie damals der Kampf gegen die Diktatur, die Verteidigung der Menschenwürde und Frieden zu stiften, eine unserer Hauptaufgaben war, müssen wir versuchen, sie der Jugend weiterzugeben. Wir müssen die Jugend dafür gewinnen, die damaligen Werte des Antifaschismus, des Kampfes gegen die Diktatur mit den heutigen Herausforderungen wie Kriege, Gewaltakte und ungelöste soziale Probleme in Verbindung zu bringen, den Stellenwert der Solidarität zu begreifen, und somit ihre Problemen zu bewältigen. Nicht die erzählten Geschichten, sondern unsere damaligen Werte, die heute noch sehr aktuell sind, zu vermitteln, muss unsere Aufgabe sein. – Wenn uns das gelingt, dann hat sich unser Einsatz gelohnt.“

02.07.2023 Colle del Lys: Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Rund 1000 Menschen versammelten sich am Sonntag Vormittag auf dem Colle del Lys um der ehemaligen WiderstandskämpferInnen und PartisanInnen zu gedenken. Hauptredner war Prof. Claudio Vercelli. In einem Grußwort sprach Alfons Kuhnhäuser, ehem. IG Metall Schwäbisch Hall, auch über den Krieg in der Ukraine:

„Bei uns in Deutschland, und wohl auch bei euch in Italien, gelten die Menschen, die sich für eine Verhandlungslösung und gegen Waffenlieferungen aussprechen, fast schon als Vaterlandsverräter, und werden als „Putinfreunde“ diffamiert. Dass Putins Angriffskrieg gegen die souveräne Ukraine ein Verbrechen darstellt, brauche ich hier wohl nicht explizit zu erwähnen. Aber niemand sollte sich dafür entschuldigen müssen, wenn er Vorbehalte und Bedenken gegen eine weitere Eskalation zum Ausdruck bringt.

Waffen haben noch nie Frieden geschaffen, im Gegenteil – jede Waffe sucht sich ihren Krieg. Schon Bertolt Brecht schrieb: „Es wird so lange Krieg geben, solange es noch einen Menschen gibt, der daran verdient.“ Erst wenn das Geschäft mit Waffenlieferungen gestoppt ist und keine kapitalistischen Extraprofite daraus gezogen werden können, erst dann ist auch ein Weg zum Ende des andauernden Konfliktes denkbar und möglich.

Hier am Colle del Lys erinnern wir heute erneut an die Partisaninnen und Partisanen, die in der finsteren Zeit des Faschismus und der deutschen Okkupation, mit ihrem Mut, ihrer Zuversicht und unter Einsatz ihres Lebens, für ein freies, demokratisches Italien und für eine friedliche Zukunft ihrer Kinder gekämpft haben. Die Lehren aus ihrer Geschichte müssen wir bewahren und an alle nachfolgenden Generationen weitergeben. Frieden, Freiheit und Humanismus sind kein Geschenk irgendwelcher Herrschender. Frieden, Freiheit und Humanismus muss tagtäglich gelebt und gegen Angriffe von Antidemokraten verteidigt werden. Wir kämpfen gemeinsam weiter für eine menschliche und friedliche Zukunft auf unserem Planeten. Für uns gibt es dazu keine Alternative.“

Unsere Ausstellung „Neofaschismus“ auf dem Festival contre le racisme

11. Juli 2023

Auf dem Festival contre le racisme in Ulm wurde unsere Ausstellung „Neofaschismus“ gezeigt.
Unser Landessprecher Michael Dandl war vor Ort und hat die Sammlung präsentiert.

Im Interview mit dem Freien Radio: https://www.freie-radios.net/123153

Krieg ist kein Familienfest!

19. Juni 2023

Leserbrief der VVN-BdA Karlsruhe an die BNN zum Artikel „Selfie im Cockpit und eine Geiselbefreiung“ (13.06.2023)

Am „Tag der Bundeswehr“ in Bruchsal präsentiert sich die General-Dr. Speidel-Kaserne als Spaßpark für die ganze Familie. Die Bevölkerung, insbesondere auch kleine Kinder und Jugendliche, sollen so ans Militärische gewöhnt werden. Wir sagen: Krieg ist kein Familienfest! Was den Besucherinnen und Besuchern verschwiegen wird ist, dass die in Bruchsal ausgestellten Waffen anderswo in der Welt Menschen töten! Und zwar nicht für „unsere Sicherheit“, wie Oberst Lutz Neumann zitiert wird. Denn Sicherheit braucht eine verantwortungsvolle Politik der Entspannung und Deeskalation. Dafür braucht es keine Leopard-2-Kampfpanzer und keine Panzerhaubitzen, sondern Verhandlungen! Aktuell ist die Bundeswehr federführend bei der NATO-Kriegsübung „Air Defender 2023“ beteiligt. Angesichts des Krieges in der Ukraine setzt ein solches militärisches Muskelspiel das völlig falsche Signal. Statt auf Verhandlungsinitiativen und Friedenslösungen zu setzen, wie es z.B. die Länder Südafrika, Brasilien, China und der Vatikan tun, wird auf verantwortungslose Drohgebärde gesetzt. Das schafft keine Sicherheit, sondern heizt den Krieg noch weiter an! Die VVN-BdA Kreisvereinigung Karlsruhe ruft dazu auf, sich an den Protesten der Friedensbewegung zu beteiligen, z.B. an der Kundgebung ab 14.15 Uhr auf dem Marktplatz Bruchsal. Gerade vor dem Hintergrund eines drohenden Atomkrieges kann der Protest nicht laut genug sein!

Der BNN-Artikel kann (mit online Abo) hier gelesen werden:

https://bnn.de/kraichgau/bruchsal/selfie-im-tornado-cockpit-und-geiselbefreiung-zum-tag-der-bundeswehr-werden-20000-besucher-in-bruchsal-erwartet

Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau

25. Mai 2023

(Birnau) VVN-BdA Ravensburg, der Deutsche Gewerkschaftsbund, IG Metall und ver.di erinnerten am 13.05.2023 auf dem KZ-Friedhof Birnau mit ihrer jährlichen Gedenkfeier an die Opfer von Faschismus und Krieg. Auf dem Friedhof wurden 1946 auf Anordnung der Franzosen 97 Opfer des Außenlagers Aufkirch (KZ Dachau) begraben. An der Gedenkfeier nahmen rund 80 Menschen teil, darunter eine italienische Delegation aus Rivoli. Mit eindringlichen Worten wurde der Opfer von Krieg und Faschismus gedacht. Die Gedenkrede hielt Maria Winkler, Geschäftsführerin ver.di Ulm-Oberschwaben.

Die Feier wurde von Frank Kappenberger, DGB Ravensburg, geleitet. Klaus Balogh sorgte musikalisch mit Liedern wie „Bella Ciao“ und „Die Moorsoladen“ für einen würdigen Rahmen. Alle Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass der Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich beendet werden müsse, auch wenn konkrete Lösungen noch nicht erkennbar seien.

Maria Winkler kritisierte in ihrer Gedenkrede die militaristische Sprache, die sich seit dem Krieg in der Ukraine schleichend und schnell in den Medien breit gemacht habe. Militärs, Generäle, und leider auch Politikerinnen und Politiker, benutzten in aller Selbstverständlichkeit einen „Wortschatz wie aus einem Waffenschrank“. Sie mahnte an, Sprache reflektiert zu benutzen, gerade weil die Medien derzeit jeden Tag voller Kriegsberichte seien.

Franco Voghera, der mit einer vierköpfigen Delegation aus Rivoli (Turin) teilnahm, mahnte, “dass der Faschismus keineswegs tot sei”. Er komme heute mit anderen Gesicht daher, verkleidet als Populismus, Rassismus und Diskriminierung – in Italien genauso, wie in Deutschland und anderen Ländern. Es sei eine wichtige Aufgabe ein gemeinsames Europa mit einer antifaschistischen Grundhaltung und Werten wie gegenseitiger Toleranz und Respekt aufzubauen.

Der Überlinger Historiker Oswald Burger erforscht seit Jahren die Geschichte des KZ-Friedhofs Birnau und des Überlinger Stollens. Ihm gelang es die Namen der Menschen herauszufinden, die 1945 in einem Massengrab bei Überlingen verscharrt wurden. Burger las Namen und Herkunftsort vieler ukrainische, russischer und weißrussischere Opfer vor. „Hier hatten sie zusammen unter den Nazis gelitten, heute kämpfen ihre Enkel gegen einander.“

Mit der Niederlegung von Kränzen und einer Schweigeminute beendete Frank Kappenberger die Gedenkfeier.

Die komplette Rede von Maria Winkler zum nachlesen.

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