Wir unterstützen den Vorschlag, die Realschule Obrigheim nach Vinzenz Rose zu benennen!

23. November 2023

Auf unserer Landesdelgiertenkonferenz 2023 haben wir die Geschichts AG der Realschule Obrigheim mit dem Alfred-Hausser-Preis ausgezeichnet. Auf ihre Arbeit hin wurde folgende Petition veröffentlicht (Link):

Sehr geehrte Obrigheimerinnen und Obrigheimer,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Walter,
sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats Obrigheim,

in den vergangenen Monaten hat sich die Debatte um den Vorschlag zur Umbenennung der Realschule Obrigheim nach Vinzenz Rose vom Wesentlichen entfernt.

Die Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrer der Geschichte-AG sehen sich wegen ihrer Initiative Anfeindungen und Unterstellungen ausgesetzt: In Leserbriefen, in Kommentaren im Internet und in Ortsgesprächen wird ihnen die Ernsthaftigkeit des Anliegens abgesprochen und der Vorwurf der Instrumentalisierung erhoben. Vereinzelt kommt es sogar zu rassistischen Relativierungen.

Das wollen wir nicht hinnehmen!

Daher zum Wesentlichen:

Vinzenz Rose war Häftling des KZ-Außenlagers Neckarelz und musste Zwangsarbeit im Obrigheimer Gipsstollen im Rahmen der Rüstungsproduktion von Daimler-Benz leisten. Von dort gelang ihm die Flucht. In den 1970er Jahren setzte er sich für die Rechte seiner Minderheit ein, insbesondere für Entschädigungsleistungen an die deutschen Sinti. 1974 finanzierte er selbst das erste Mahnmal in Auschwitz, das an den Völkermord an den europäischen Sinti und Roma erinnert. Er wurde zu einem Pionier der Bürgerrechtsbewegung. 1978 wurde er dafür mit dem Bundeverdienstkreuz ausgezeichnet.

Vinzenz Rose ist also nicht nur eine historisch bedeutende Persönlichkeit, sondern hat einen konkreten lokalen Bezug. Der gängigen Tradition gemäß Bildungseinrichtungen nach historisch, regional oder pädagogisch bedeutenden Persönlichkeiten zu benennen, qualifiziert er sich als Namensgeber für die Schule. 

Der Vorschlag, die Realschule Obrigheim nach Vinzenz Rose zu benennen, wurde von der Geschichte-AG mit einer – mittlerweile preisgekrönten – Ausstellung, die überregionale Beachtung fand, überzeugend begründet. Unter dem nachfolgenden Link kann man das auf der Homepage der Schule nachlesen:

https://www.rs-obrigheim.de/index.php/aktivitaeten/273-ausstellung-der-geschichte-ag-der-rs-obrigheim

Begründung

Die Realschule Obrigheim wäre die erste Schule in Deutschland, die den Namen eines deutschen Sinto trägt. Sie würde damit auch ihrem in der Abkürzung RSO formulierten Leitgedanken gerecht: Die Abkürzung steht nicht nur für den Namen der Schule, sondern auch für „Respekt – Sozial – Offen“.

Diese Werte passen zu Vinzenz Roses Leben und seinem bürgerrechtlichen Engagement. Die Geschichte-AG der RSO arbeitet mit ihrer Initiative lokale NS-Geschichte auf und ruft gleichzeitig die alltägliche Diskriminierung, die Sinti und Roma bis heute in ihrem Alltag erfahren, ins Bewusstsein. Mit ihrer Arbeit und Initiative steht sie folglich repräsentativ für die Werte der schulischen Leitgedanken.

Inzwischen hat auch das Kollegium der Schule der Initiative seiner Schüler und Schülerinnen mehrheitlich zugestimmt.

Auch wir nehmen die Arbeit der Geschichte-AG ernst und sehen in ihr ein bemerkenswertes zivilgesellschaftliches Engagement, das Obrigheim außerdem viel Anerkennung verschaffen könnte.

Mit unserer Petition wollen wir zeigen, dass es auch Stimmen im Ort, in der Region und weit darüber hinaus gibt, die die Idee begrüßen und unterstützen.

Deshalb …

… bitten wir die Mitglieder des Gemeinderats Obrigheims, sich mit der AG und ihrer Initiative konstruktiv auseinanderzusetzen.

… unterstützen wir die Initiative der Geschichte-AG der RSO.

… befürworten wir den Vorschlag die Realschule Obrigheim nach Vinzenz Rose zu benennen.

Mit freundlichen Grüßen

ehemalige Schüler und Schülerinnen der Realschule und/oder Obrigheimer und Obrigheimerinnen:

Steve Bopp, Caroline Hülser, Alexander Kempe, Annelies Lukas, Tabea Lukas, Friederike Rexa, Hanna Steinert, Ule Wiedemann

Nein zu Kriegen – Rüstungswahnsinn stoppen – Zukunft friedlich und gerecht gestalten!

30. Oktober 2023

Die VVN-BdA Baden-Württemberg unterstützt die zentrale Friedensdemonstration am 25. November in Berlin und schließt sich dem Aufruf der Ukraine-Initiative „Die Waffen nieder!“ an.

Bildquelle: nie-wieder-krieg.org
Weitere Infos unter: nie-wieder-krieg.org

Aufruf der Initiative:

21 Kriege und 216 bewaffnete militärische Auseinandersetzungen bedrohen aktuell die Welt (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung HIIK). Die Gefahr einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine bis hin zu einem Atomkrieg wächst von Tag zu Tag. Täglich sterben unschuldige Menschen. Wir sind besorgt um unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Wir brauchen eine Kultur des Friedens und eine gemeinsame Sicherheit.

Anstatt auf Deeskalation und Diplomatie zu setzen, liefert die Bundesregierung immer mehr Waffen und rüstet massiv auf. Große Teile der Politik und Medien militarisieren die Gesellschaft. Erstmals wird Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel (nach NATO-Kriterien) erreichen. Mit 85,5 Milliarden Euro sind die Militärausgaben 2024 die größten seit Bestehen der Bundesrepublik. Das Gesundheitswesen, die Infrastruktur, Unterstützung für Kinder und bezahlbare Mieten, Bildung, Wissenschaft und Ausbildung sind dagegen durch dramatische Mittelkürzungen bedroht. Für immer mehr Menschen zeichnet sich eine soziale und ökonomische Katastrophe ab.

Dazu tragen in erheblichem Maße auch die Sanktionen gegen Russland bei, die die Menschen im globalen Süden, in Europa und in Deutschland treffen: Inflation, gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise sowie Reallohnverlust treffen die Bevölkerungen, vor allem deren ärmere Teile, und gefährden die industrielle Entwicklung auch in unserem Land. Im globalen Süden drohen Hungerkrisen, weil Getreide, Mais, Pflanzenöl und Düngemittel nicht mehr ankommen und die Preise massiv gestiegen sind.
Es ist höchste Zeit für eine Friedenspolitik in der Ukraine, in Europa und weltweit. Im Vorfeld des Krieges in der Ukraine wurden Warnungen ignoriert und Lehren zur Kriegsvermeidung missachtet. Wir müssen die Rutschbahn in Richtung 3. Weltkrieg und in ein soziales, ökonomisches und ökologisches Desaster stoppen. „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ (Willy Brandt) Nur im Frieden und nur durch gemeinsame globale Anstrengungen sind soziale Entwicklung, Schutz von Klima und Natur und eine lebenswerte Zukunft für alle möglich.

Wir verurteilen den russischen Einmarsch vom 24.2.2022 in die Ukraine. Ebenso verurteilen wir auch die vorangegangenen Vertragsbrüche und nicht eingehaltenen Zusagen der NATO-Staaten.

Die ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität. Ein Waffenstillstand und Verhandlungen zur Beendigung des Krieges statt einer weiteren Eskalation sind in ihrem Interesse. Das Töten und Blutvergießen und die Zerstörung des Landes und der Umwelt müssen umgehend gestoppt werden. Verhandlungslösungen und Pläne liegen auf dem Tisch. Verhandeln heißt nicht kapitulieren, sondern Lösungen für komplizierte Herausforderungen finden!

Wir fordern von der Bundesregierung ein Ende der ungehemmten Aufrüstung sowie eine sofortige Vermittlung für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Sie muss eigene diplomatische Initiativen entwickeln und bestehende Friedensvorschläge unterstützen – besonders die des globalen Südens.

Es gibt keinen Grund, sich von der Entspannungspolitik zu distanzieren. Das Versagen liegt vielmehr darin, dass sie 1990 nicht zur Leitidee des neuen Europas weiterentwickelt wurde. Wir treten ein für eine neue Entspannungspolitik und für Rüstungskontrolle und Abrüstung.

  • Die Waffen müssen schweigen. Verhandlungen und Diplomatie sind das Gebot der Stunde.
  • Waffenexporte und Eskalationspolitik verschärfen Kriege und Krisen und verlängern sie.
  • Abrüstung! Ausgaben für das Militär senken, Milliarden in soziale Ausgaben investieren.

Wir wollen eine soziale, ökologische und demokratische Bundesrepublik Deutschland als Teil einer gerechten Weltordnung ohne Krieg, Hunger und Ausbeutung.

Es ist Zeit, dass wir Bürgerinnen und Bürger uns wieder stärker in die politischen Auseinandersetzungen einmischen. Deshalb rufen wir auf, am 25.11 – am Samstag vor der Verabschiedung des Bundeshaushaltes – gemeinsam für Frieden und Abrüstung, Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine und Friedensverhandlungen zu demonstrieren.

Solidarität mit den israelischen und palästinensischen Opfern von Terror und Krieg!

geschrieben von VVN-BdA Tübingen-Mössingen

20. Oktober 2023

Stellungnahme zum Aufruf zur Kundgebung in Tübingen „Solidarität mit Israel“ am 24.10.2023 und Aufruf zur Teilnahme

Wir sind entsetzt über die große Zahl von Opfern des verbrecherischen Angriffs der Hamas auf Israel und trauern mit den Angehörigen.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurde 1947 von Verfolgten und Überlebenden der Konzentrationslager gegründet. Dabei und von Beginn an aktiv waren auch viele jüdische Frauen und Männer. Dies verpflichtet uns in besonderer Weise zur Solidarität mit den israelischen Opfern von Terror und Krieg.

Wir wenden uns gegen alle Kriege, wo immer sie stattfinden. Angesichts der aktuellen Welle der Gewalt und der vielen zivilen Opfer in Gaza, unterstützen wir auch die Forderung des Generalsekretärs der UNO: Die israelische Regierung und Armeeführung müssen bei der Abwehr des Angriffs der Hamas die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und der Verhältnismäßigkeit wahren und die palästinensische Zivilbevölkerung schonen.

Die Gewalt muss von beiden Seiten beendet werden. Wir halten es für notwendig, an den vor 30 Jahren in Oslo begonnenen Friedensprozess zu erinnern und zu fordern, ihn neu zu beleben. In diesem Zusammenhang sehen wir aber mit Sorge, dass Sympathisanten des Attentäters, der den damaligen Ministerpräsidenten Rabin ermordete, jetzt zur Regierungskoalition in Israel gehören.

Wenn wir dazu aufrufen, an der Tübinger Kundgebung am 24.10.2023 „Solidarität mit Israel“ teilzunehmen, so denken wir dabei an den Schwur von Buchenwald, mit dem die überlebenden Häftlinge des KZ am Abend des 19.04.1945 eine „Welt des Friedens und der Freiheit“ forderten.

Eine solche Welt des Friedens und der Freiheit wünschen wir allen Israelis und Palästinenserinnen und Palästinensern. Sie alle sollen in Frieden, Freiheit und Sicherheit leben können, ohne Angst vor Terror oder militärischer Gewalt.

Gedenken an die Oktoberdeportation

geschrieben von VVN-BdA Konstanz

17. Oktober 2023

Am 22. Oktober 1940 wurden über 6 500 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Baden und der Saarpfalz in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Zahlreiche Deportierte kamen in Gurs und anderen südfranzösischen Lagern ums Leben, Tausende wurden ab 1942 in die Vernichtungslager in den Osten deportiert und ermordet. Auch aus Konstanz wurden an diesem Tag 112 Juden und Jüdinnen ausgehend vom damaligen Güterbahnhof in Petershausen deportiert.

22.10.2023 Stilles Gedenken an die Oktoberdeportation

18:00 Uhr Gedenkobelisk hinter der Dreifaltigkeitskirche

Stilles Gedenken mit 112 Kerzen und Projektion der Namen und Fotos der deportierten Juden und Jüdinnen.

Neben einem stillen Gedenken in der Innenstadt organisieren auch in diesem Jahr Konstanzer Schülerinnen und Schüler, die im letzten Jahr die Patenschaft für das 2021 eingeweihte Mahnmal übernommen haben, das Gedenken an die aus Konstanz deportierten Jüdinnen und Juden und laden zusammen mit der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – gegen Vergessen und Intoleranz“ und der Synagogengemeinde Konstanz zur Teilnahme ein:

23.10.2023 Gedenken an die Oktoberdeportation

14:15 Uhr Start des Gedenkweges ab dem Bodanplatz

Mit 112 Namensschildern, die an die aus Konstanz deportierten Juden und Jüdinnen erinnern geht der Gedenkweg mit einigen Zwischenstationen über die Innenstadt und die Fahrradbrücke zum Bahnhof Petershausen.

14:30 Uhr Marktstätte: Verlesung der 112 Namen

15:15 Uhr Bahnhof Petershausen

Abschluss des Gedenkweges mit musikalischer Begleitung und einem Beitrag der Synagogengemeinde, Übergabe der Mahnmal-Patenschaft an eine neue Patengruppe.

Veranstaltung anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938

geschrieben von VVN-BdA Konstanz

17. Oktober 2023

„Vom Kind des Warschauer Ghettos zum Gründer der israelitischen Kultusgemeinde in Konstanz und zum Retter der jüdischen Kultur in Polen nach der Shoah“

Gideon Nissenbaum wird anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome über die Geschichte seiner Familie und vor allem über seinen Vater Shimon Nissenbaum berichten.

Die Familie Nissenbaum betrieb in Warschau Ziegeleien und ein Bauunternehmen. Shimon war das jüngste von fünf Geschwistern. Nach dem Überfall auf Polen 1939 musste die Familie in das Warschauer Ghetto umsiedeln. Shimon beteiligte sich als 15-Jähriger am Warschauer Ghetto-Aufstand. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde ein Großteil der Familie im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Shimon, ein Bruder und der Vater kamen über eine Vielzahl unterschiedlicher Konzentrationslager schließlich in ein KZ-Außenlager bei Offenburg, wo der Vater wenige Tage vor der Befreiung erschlagen wurde.

Nach dem Krieg planten Shimon Nissenbaum und sein Bruder, Europa zu verlassen. Shimon entschied sich jedoch, in Konstanz zu bleiben. Hier gründete er eine neue jüdische Gesamtgemeinde Konstanz und Freiburg, die er bis 1988 leitete, und danach die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Konstanz. 1983 gründete Shimon Nissenbaum mit seiner Ehefrau Sonja die polnische Stiftung der Familie Nissenbaum (Fundacja Rodziny Nissenbaumów), dessen Aufgabe es bis heute ist, Stätten des Judentums in Polen zu restaurieren und zu unterhalten.

Auf Grund der begrenzten Platzzahl bitten wir um eine verbindliche Voranmeldung unter info@stolpersteine-konstanz.de.

Termin: 12. November 2023
Zeit: 19:30 Uhr – 21.00 Uhr
Ort: Synagogengemeinde Konstanz, Sigismundstraße 8
Eintritt: frei
Veranstaltende: Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ in Kooperation mit Synagogengemeinde Konstanz, Stabsstelle Konstanz International, Stadt Konstanz, Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V., VVN-BdA Kreis Konstanz u.a.

Konstanz: Warum Björn Höcke ein Nazi ist

geschrieben von VVN-BdA Konstanz

17. Oktober 2023

Die Wahl eines AfD-Kandidaten zum Landrat im thüringischen Sonneberg hat in besonderem Maße die Aufmerksamkeit auf die schnelle Entwicklung dieser extrem rechten Partei gelenkt. Umfrageergebnisse von 30 % deuten darauf hin, dass sie im kommenden Jahr bei Landtagswahlen in den neuen Bundesländern zur stärksten Partei werden könnte. Aber auch für das scheinbar ruhigere Baden-Württemberg wird ein Wert von 19 % gemeldet. Dieser quantitativer Bedeutungszuwachs geht mit einer ideologischen Radikalisierung einher, die untrennbar mit dem inoffiziellen Führer Björn Höcke verbunden ist.

In dieser Informations- und Diskussionsveranstaltung wird Höckes Rolle vorgestellt und untersucht. Detailliert wird auf Höckes Ideologie, seine politischen Methoden und seine Strategie eingegangen. Es werden Argumente dafür geliefert, dass Höcke die Faschisierung der AfD maßgeblich in enger Zusammenarbeit mit einem faschistischen Netzwerk innerhalb und außerhalb der Partei vorangetrieben hat.

Hitlers „Mein Kampf“ wurde vor 1933 von seinen Gegnern zu wenig gelesen. Aus diesem fatalen Fehler sollte man lernen. Insbesondere der am 3. Oktober 2022 in Gera gehaltenen Grundsatzrede von Björn Höcke muss man besondere Aufmerksamkeit widmen.

Im Anschluss an den Vortrag gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, in die Diskussion zu kommen, sich zu vernetzen und Infomaterialien mitzunehmen.

Der Referent: Thomas Willms, Politologe und Bundesgeschäftsführer der VVN-BdA, Mitbegründer des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“

26. Oktober 2023, 19.30 – 21.00 Uhr
Volkshochschule, Astoriasaal., Katzgasse 7, 78462 Konstanz

Initiative Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz, ver.di Ortsverein Konstanz, Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V., VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz (Eintritt frei)

Verhängnisvolle Fehleinschätzung

geschrieben von Rüdiger Jungkind

16. Oktober 2023

Die Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933

Dieser Film der DGB-Region Nordbaden kommt zur rechten Zeit. Wie kam es dazu, dass am 2. Mai 1933 die Gewerkschaften von den Nazifaschisten ohne nennenswerten Widerstand zerschlagen worden sind? Der Film wurde in mehreren Städten Nordbadens gezeigt: In Pforzheim am 11. September 2023 im Kommunalen Kino. Knapp dreißig Interesserte setzen sich mit dem Geschehen auseinander.

In den vier Stadten Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Pforzheim gab es historisch gewachsen unterschiedliche soziale Strukturen. Mannheim als klassische Industriearbeiterstadt war eine Hochburg der Arbeiterbewegeung, Karlsruhe war Landeshauptstadt, Heidelberg der Sitz einer renommierten Universität und Pforzheim ein global bedeutender Standort der Schmuck- und Uhrenindustrie.

In allen vier Städten gab es aktive Gewerkschaften, ebenso waren die Arbeiterparteien, d.h. die SPD, die KPD und auch die SAP in der Öffentlichkeit präsent. Die Entwicklung unterschied sich graduell, aber nicht grundsätzlich von der Entwicklung in der Weimarer Republik, deren Existenz mit der Machtübertragung an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 ein jähes, aber nicht mehr überraschendes Ende fand.

Es wird am Beispiel der Sitzung des SPD-Parteiausschusses am 31. Januar 1933 in Berlin aufgezeigt, weshalb es (mit Ausnahme in der Textilarbeiterstadt Mössingen) nicht zum Generalstreik kam: Die SPD hatte Vorbehalte, weil sie regelrecht fürchtete, die KPD könne den Generalstreik für ihre Zwecke missbrauchen. Man traute sich den Streik wegen 8 Millionen Arbeistlosen auch kräftemäßig nicht zu. Schließlich war es schwierig, eine griffige Losung zu finden.

Vor allem aber wurde in breiten Kreisen der Arbeiterschaft angenommen, Hitler habe bald abgewirtschaftet. Und es wurde auch davon ausgegangen, dass es bald nach den am 5. März 1933 zu erneuten Reichstagswahlen kommen würde. Schließlich hatten alleine 1932 zwei Wahlen stattgefunden. Im November 1932 hatte die NSDAP 4,2% an Stimmenanteilen verloren.

Sofern dann doch Aufrufe zum Generalstreik kursierten, wie z.B. in Karlsruhe, wurden diese in Nordbaden nicht befolgt.

Bekanntlich trug die Zersplitterung der Arbeiterbewegeung dazu bei, dass ein effektiver Widerstand nicht geleistet wurde. Am 2. Mai 1933 war es zu spät – so das eindeutige Fazit des Films. Jürgen Schroth, langjähriger DGB-Kreisvorsitzender in Pforzheim, bringt es durch ein Zitat von Hermann Rapp, seinem Vorgänger und Zeugen des 2. Mai 1933 auf den Punkt: „Meine Herren, Sie haben die Macht. Sie können mit mir verfahren, wie Sie wollen. Meine Gesinnung werden Sie nicht brechen!“

Karla Spagerer aus Mannheim, Enkelin des Widestandskämpferin Georg Lechleiters, berichtet, wie sie als 13-jährige die Ermordung der Widerstandsgruppe am 15. Septmber 1942 auf einem großen roten Plakat gelesen hat.

Der Film bleibt nicht bei der Geschichte stehen. Am Beispiel der alljährlichen Gedenkfeier der VVN-BdA in Heidelberg für die Opfer von Faschismus und Krieg und der Demonstrationen gegen die „Fackelmahnwache“ der Neonazis anlässlich der Bomardierung Pforzheims am 23. Feburar wird beispielhaft gezeigt, wie wichtig Gedenken und Gegenwehr sind. Beides gehört zusammen.

Dem DGB ist für die Verfilmung der Geschichte in dieser Form ausdrücklich zu danken.

Im Anschluss an den Film entstand eine rege Diskussion. Schon vor den entsetzlichen Wahlen in Hessen und Bayern war den Aktiven im Kommunalen Kino in Pforzheim klar: Wir nehmen die Auseinandersetzung gegen die AfD und andere Rechte im Wahljahr 2024 auf!

Der Film kann aufgerufen werden unter folgendem Link:

Rüdiger Jungkind, VVN-BdA Kreisorganisation Pforzheim

Veranstaltungshinweise der VVN-BdA Pforzheim:

Montag, 20. November: 19.00 Uhr: Kurdistan-Solidaritätsveranstaltung im „Linken Zentrum“, Kronprinzenstraße 46, Pforzheim

Sonntag, 26. November: 11.00 Uhr: Gendekfeier für die Opfer von Faschismus und Krieg, Hauptfriedhof Pforzheim, am Mahnmahl der Opfer für Faschismus und Krieg (Osteingang)

Schorndorf: Mit Meron Mendel über Israel Reden

12. Oktober 2023

Donnerstag, 26.Oktober 2023, 19.30Uhr Manufaktur Schorndorf

Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jeder eine Meinung. Warum ist das so? Wieso hat der Nahostkonflikt eine solche Bedeutung? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet?

Als Meron Mendel vor zwanzig Jahren nach Deutschland kam, stellte er überrascht fest, welche Bedeutung sein Heimatland Israel hier im öffentlichen Diskurs hatte. Schon damals konnten nahezu alle, mit denen er sprach, klare Positionen zu Israel und seiner Politik formulieren.Heute werden die Debatten noch heftiger geführt. Zuletzt haben sich Skandale aneinandergereiht – vom öffentlichen Streit um den antiisraelischen Philosophen Achille Mbembe im Jahr 2020 bis zur Documenta-Debatte von 2022. Einerseits wird eine Art „Freundschaftspflicht“ aufgrund der NS-Vergangenheit und dem andauernden Antisemitismus in Deutschland proklamiert. Andererseits stellt sich die Frage, wie Deutschland auf den sich verschärfenden Rechtskurs der Regierung in Jerusalem reagieren soll. Meron Mendel schildert in diesem Buch, wie das Verhältnis zu Israel und zum Nahostkonflikt in Deutschland verhandelt wird, in der Politik und in den Medien, unter Linken, unter Migranten und unter Juden.

Deutschlands Verhältnis zu Israel steht vor großen Herausforderungen: Meron Mendel zeigt, wie wir ihnen mit Mut und Offenheit begegnen können.

Rundgang über das PZN Wiesloch am 1.10.: Entstehungsgeschichte und NS-Psychiatrie

21. September 2023

Am Sonntag, 1. Oktober 2023 veranstalten wir einen Rundgang durch die Geschichte der „Großherzoglichen Heil- und Pflegeanstalt bei Wiesloch“ von den Anfängen bis zur faschistischen T4-Mordaktion. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Pforte des PZN Wiesloch (westliche Zufahrt).

Die ehemalige „Großherzogliche badische Heil- und Pflegeanstalt“ (heutiges Psychiatrisches Zentrum Nordbaden) wurde 1905 als moderne und fortschrittlich orientierte medizinische Facheinrichtung für psychisch kranke Menschen eröffnet. Sie war für über 1100 Patient*innen konzipiert und bot mit Hydrotherapie oder Arbeitstherapie für damalige Zeiten modernste Behandlungsmöglichkeiten an. Die ruhige Lage der Klinik und die im Pavillon-Stil gehaltene Anordnung der einzelnen Stationen zeichnen bis heute das Erscheinungsbild der Klinik. Der rund 4 km lange Rundgang durch das Klinikgelände dauert ca. 2,5 Stunden und gibt einen Einblick in die Geschichte des heutigen Psychiatrischen Zentrums Nordbadens. Dabei setzt der Referent zwei Themenschwerpunkte (Entstehungsgeschichte & NS-Psychiatrie).

Der 1. September in Stuttgart

15. September 2023

Am 1. September 2023 fand in Stuttgart die alljährliche Kundgebung des DGB und der VVN zum Antikriegstag statt. Mit schätzungsweise 300 Teilnehmern war die Kundgebung dieses Jahr deutlich besser besucht als noch im Vorjahr. Die Rede unserer Kameradin Gudrun Greth haben wir in einem separaten Artikel dokumentiert. Die Rede von Horst Schmitthenner, bieten wir hier zum Download an, ebenso die Rede von Julia Friedrich, wie auch den Aufruf zur Kundgebung.

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