Kundgebung zum Tag der Befreiung in Stuttgart

5. Mai 2025

, ,

Unser Auftrag: Antifaschismus! Solidarität! Frieden!

Der 8. Mai 1945 war der Tag der Befreiung vom faschistischen Terror und vom Krieg. An diesem Tag hatten die Nazis, ihre Förderer und Parteigänger den Krieg verloren. Für die Mehrheit der Menschen in Europa bedeutete er die Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Zukunft. Die Befreiten von damals erlebten den 8. Mai als „Morgenröte der Menschheit“, wie es Peter Gingold, ein jüdischer Antifaschist und Kommunist, einst formulierte. Nach 80 Jahren ist es Zeit, dass der 8. Mai auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird!

Tatsächlich gibt es keinen Tag in der Geschichte Europas, der so viel Freude und Erleichterung ausgelöst hat, der gleichzeitig so teuer errungen werden musste, wie dieser 8. Mai 1945. Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Millionen – alliierte Soldaten, Frauen und Männer aus dem Widerstand, Partisan*innen und Kriegsverweigerer haben für diesen Tag ihr Leben riskiert und geopfert. Sie alle kämpften als Teil der Anti-Hitler-Koalition für eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung. Ihr Einsatz hat den Menschen in Europa nach den bitteren und schmerzhaften Jahren der Verfolgung und Unterdrückung den Neuanfang, die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft, den Aufbau eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt ermöglicht.

Dieses Vermächtnis des 8. Mai 1945 scheint heute keine Rolle mehr zu spielen. Die Hauptlast des Krieges und der Befreiung trugen die Menschen in der Sowjetunion. Damals opferten ukrainische und russische Rotarmisten Seite an Seite mit Kämpfer*innen aus allen Teilen der Sowjetunion in der Roten Armee ihr Leben für die Befreiung Europas von Faschismus und Krieg.

Heute stehen sich Russland und die Ukraine in einem blutigen Krieg feindlich gegenüber. 

Mit dem neuen (wie auch alten) Feindbild „der Russe kommt“ wurden und werden Milliarden von Euro für Aufrüstung und Militarisierung locker gemacht. 

Deutschland soll abermals, wie im 1. und 2. Weltkrieg, “kriegsfähig und kriegstüchtig“ gegen den „Feind im Osten“ gemacht werden. Unter dem Siegel der verteidigungspolitischen Notwendigkeiten wird unverblümt vom Krieg gegen Russland geredet. 

Nicht nur in der Ukraine, auch in vielen anderen Ländern, in Gaza, im Jemen, im Sudan, in Syrien, in Mali, im nördlichen Irak und anderswo toben heute Kriege. Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Statt den Krieg in der Ukraine und den Krieg in Gaza mit diplomatischen Methoden beenden zu helfen, setzt auch die Bundesregierung auf kriegsverlängernde Waffenlieferungen und auf ein gigantisches Hochrüstungsprogramm für die Bundeswehr. Gemeinsam mit allen NATO-Staaten weigert die Bundesregierung sich weiterhin, dem seit Januar 2021 in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen beizutreten.

Während es 1945 hieß: „Nie wieder Krieg von deutschem Boden!“ heißt die Parole heute: „Deutschland muss wieder kriegstüchtig werden!“

Die ersten Opfer dieser „Kriegstüchtigkeit“ werden nicht auf dem Schlachtfeld zu beklagen sein, sondern im Abbau aller sozialen Errungenschaften, die in den letz­ten 80 Jahren errungen werden konnten: Löhne, Sozialleistungen, Gesund­heits­wesen, Bildung, Renten … werden leiden, die Lebenshaltungskosten für RentnerIn­nen, Alleinerziehende, Arbeitsosen, MieterInnen und alle anderen werden steigen. Die Armut im Lande wird wachsen! Die Bekämpfung des Klimawandels wird zurückgestellt. Naturkatastrophen mit neuem Flüchtlingselend und Millionen Opfern sind zu erwarten.

Politische, ethnische, religiöse Konflikte, geschlechtsspezifische Verfolgung, oder rassistische Diskriminierungen zwingen Menschen schon heute ihre Heimat zu verlassen. Diese Menschen müssen u.a. in der EU und in Deutschland Aufnahme finden, individuell Asyl oder einen Schutzstatus beantragen können und in einem fairen Verfahren behandelt werden. Sie dürfen nicht, wie beabsichtigt, in „Gefängnissen“ außerhalb europäischen Grenzen kaserniert werden.

Asyl ist Menschenrecht.

Gleichzeitig erleben wir einen rasanten Aufstieg neofaschistischer Kräfte. Rassis­tische, antisemitische, antiislamistische und faschistische Terrorakte und Morde wie in Kassel, Halle, Hanau, Magdeburg, München, Mannheim… werden immer häufiger. Die von rassistischen und faschistischen Kräften dominierte AFD erzielt erschreckend hohe Wahlergebnisse und ist zur zweitstärkste Partei im Bundestag geworden. Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Islamfeindlichkeit, Lesben-/Schwulen- und Transfeindlichkeit – alle möglichen Ideo­logien zur Begründung sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur.

Für uns ist der Jahrestag der Befreiung nicht nur ein Feiertag, sondern vor allem ein Tag der Mahnung!

Wir wollen am 8. Mai, an alle erinnern, die damals unter großen Opfern zur Befreiung von Faschismus und Krieg beigetragen haben. Ihnen gilt unser Dank!

Diesen Dank verbinden wir mit einem Auftrag an uns alle: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ So lautete der Schwur der befreiten Häftlinge von Buchenwald.

Kriege stoppen! Hochrüstung stoppen! Rüstungsexporte stoppen!
Nie wieder und nirgendwo weder Faschismus noch Krieg!


16 Uhr – 17.30 Uhr: Kundgebung zum Tag der Befreiung am Karlsplatz
In Kooperation mit: DGB Stuttgart, Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, IG Metall Stuttgart, NETZWERK GEGEN RECHTS – Für eine bessere Demokratie, Stadtjugendring Stuttgart, Stuttgarter Stolperstein-Initiativen, VVN-BdA und der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di Stuttgart

17.30 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Faschismus: Kranzniederlegung und Kundgebung
Dazu rufen rufen auf: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) Stuttgart l Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart l DKP Stuttgart l Freundschafts und Solidaritätsverein (DIDF) Stuttgart l Friedenstreff Stuttgart Nord l Friedenstreff Cannstatt l Gesellschaft Kultur des Friedens l ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bezirk Stuttgart