Sonntag, 16. Februar, 12 Uhr, Waldheim Gaisburg „Erst verbrennen Akten, dann Zeugen“
12. Februar 2014
Veranstaltung im Waldheim Gaisburg e.V./Stuttgart-Ost zum NSU-VS-Komplex
Sonntag, 16. Februar, 12 Uhr
Waldheim Gaisburg e.V.
Obere Neue Halde 1
70186 Stuttgart-Ost
http://www.waldheim-gaisburg.de/2.html
Erst verbrennen Akten, dann Zeugen –
Der blinde Fleck, der äußerst gut sehen kann
In diesem Jahr kommt der Film ›Der blinde Fleck‹ von Autor und Regisseur Daniel Harrich ins Kino. Es geht um den Anschlag auf das Oktoberfest in München 1980, der zuerst ›Linksterroristen‹ und dann einem unpolitischen und verrückten ›Einzeltäter‹ zugeschrieben wurde. Es geht um ein Déjà-vu … es kommt einem alles so unerträglich bekannt vor: Der massive Nicht-Aufklärungswille, die Beseitigung von Beweismitteln, die Unglaubwürdigmachung von Zeugen, das Sterben von Zeugen an ›Herzversagen‹, wenn sie an ihrer Aussagebereitschaft festhalten und ein Journalismus, der all dies gedeckt und jede andere Version der mörderischen Ereignisse als Verschwörungstheorie denunziert hatte.
Heute, 24 Jahre später darf man kritisch sein, es liegt ja alles so weit zurück: So schreibt die Frankfurter Rundschau, dass damals »die Ermittlungssabotage aus dem Inneren des Apparats heraus« betrieben wurde. Und was damals vor 24 Jahren im äußersten Fall bedauerlich war, von unglücklichen Umständen begleitet war, ist rückblickend ein System, das die Frankfurter Rundschau – 24 Jahre zu spät – so beschreibt:
»Die Fäden, mit der der Täter zuvor wie eine Marionette von seinen Hintermännern geführt wurde, werden im Augenblick der Tat gekappt: Die Puppe bleibt tot zurück, die Puppenspieler laufen bis heute frei und unerkannt herum.« (Auf dem rechten Auge blind, FR vom 23.1.2014)
Hier endet der scharfsinnige Rückblick der Frankfurter Rundschau – obwohl man der Spur nur folgen müsste – in die Gegenwart. Doch darauf lassen uns Frankfurter Rundschau und andere weitere 24 Jahre warten.
Dass mit der ›Puppe‹ der tote Einzeltäter gemeint ist, ist klar. Aber wer sind die ›Puppenspieler‹, wer sind die ›Hintermänner‹ dieser neonazistischen Anschläge? Und wenn die Puppenspieler noch leben, Karriere gemacht haben, aufgestiegen sind, wo sind sie heute?
Welche Rolle spielen sie und andere bei der Terror-und Mordserie des NSU, den man 13 Jahre lang nicht gekannt haben will, deren Morde und Anschläge 13 Jahre lang nicht verhindert werden konnten, deren Aufklärung heute so sehr an die »Ermittlungssabotage aus dem Inneren des Apparats heraus« erinnert …
Machen wir uns also auf den Weg, nach Heilbronn, wo 2007 ein Mordanschlag auf Polizisten verübt wurde und nach Bad Cannstatt, wo sich ein Zeuge am 16.9.2013 aus Liebenskummer verbrannt haben soll – acht Stunden vor seiner Vernehmung.
Machen wir uns auf den Weg, bevor die 24 Jahre verstrichen sind.
Wolf Wezel, Autor des Buches „Der NSU-VS-Komplex“, referiert über die Unstimmigkeiten bei der Verfolgung der NSU-Täter, die vielleicht sogar mehr als 10 Morde begangen haben.