Mit dem Blick nach vorn

28. Juli 2023

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Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Baden-Württemberg, 22. und 23. Juli 2023

Am vorletzten Juliwochenende tagte die 44. ordentliche Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Baden-Württemberg im historischen Osterfeld-Gebäude in der Stadt Pforzheim. Zu Konferenzbeginn durften wir einer ganzen Reihe an Grußworten lauschen. Mündlich vorgetragen wurden unter anderem Grußworte des Deutschen Gewerkschaftsbunds, der IG Metall und der GEW. Auch die Stolpersteininitiativen, die DKP Baden-Württemberg und unsere Bundesvorsitzende Conny Kehrt kamen zu Wort. Schriftlich erreichten uns zudem Grußworte von SPD und ver.di sowie Wünsche zum möglichst erfolgreichen Konferenzverlauf – unter anderem von der Jüdischen Gemeinde und den Grünen. Auch ein Pforzheimer Pressevertreter war auf der Konferenz anwesend.

Aus dem Rechenschaftsbericht des Landesvorstands und dem Finanzbericht unseres Landeskassierers ging deutlich hervor, dass wir als Landesvereinigung in Sachen Organisationsentwicklung auf einem guten Weg sind. Der Rechenschaftsbericht enthielt eine beachtliche Aufstellung an Veranstaltungen und Aktionen sowie Beispiele für Bündnisarbeit und Gedenkarbeit und den Einsatz für demokratische Rechte. So konnten etwa im Betätigungsfeld der Rehabilitation und Entschädigung der Berufsverbotsbetroffenen beachtliche Fortschritte erzielt werden. Auch unsere finanzielle Situation als Landesvereinigung stabilisiert sich mehr und mehr.

Solidarische Kontroverse
Inhaltlicher Schwerpunkt der Konferenz war der Tagesordnungspunkt zur Diskussion um den »Leitantrag Frieden« des Landesvorstands. Der Start der Debatte verlief etwas holprig. Gleich zu Beginn wurden mehrere Geschäftsordnungsanträge gestellt, über die teils mit unfassbar knappen Mehrheiten entschieden wurde. An einer Stelle musste die Abstimmung sogar wiederholt werden. Da allen Delegierten wohlbekannt war, welche Sprengkraft das Thema derzeit in sich trägt, entschied die Konferenz mehrheitlich, keine Resolution zu diesem Thema zu beschließen. Stattdessen wurde eine Generaldebatte zum Thema Krieg und Frieden eröffnet, in der sowohl über die weitere Gestaltung des Diskussionsprozesses als auch über das Thema selbst in aller Ausführlichkeit beraten wurde. Ergebnis der Debatte um die Gestaltung des Prozesses war, dass der Landesvorstand beauftragt wird, einen länger währenden Diskussionsprozess in die Wege zu leiten, der neben der inhaltlichen Diskussion im Landesvorstand auch von Seminarangeboten und weiteren Möglichkeiten der Meinungsqualifizierung und des Meinungsaustausches begleitet werden soll. Große Einigkeit herrschte darin, dass die offene und kameradschaftliche Diskussion über den Krieg in der Ukraine kein Nebenthema werden darf und ihr in der Gestaltung unserer Arbeit für die nächste Zeit möglichst hohe Priorität eingeräumt werden muss. In der Generaldebatte um das Thema selbst kamen viele unterschiedliche Standpunkte zur Geltung. Sie verlief in Anbetracht dessen, wie denunziatorisch und polemisch derartige Diskussionen leider anderorts geführt werden, erfreulich solidarisch und sachlich. Es wurde zwar allseitig in aller Klarheit der eigene Standpunkt vertreten, man diskutierte aber dennoch stets mit- und nicht gegeneinander.

Verleihung des Alfred-Hausser Preises
Anschließend folgte das Abendprogramm und mit ihm die Verleihung unseres Alfred-Hausser-Preises, bei der dann der Zusammenhalt unserer Landesvereinigung auch nach dieser Debatte wieder außerordentlich spürbar wurde. Unsere Landessprecherin Erika Weisser hielt die Laudationes für die Schulprojekte der Geschichts-AG der Realschule Obrigheim und der „Botschafter für Gurs“ des Walter-Eucken-Gymnasiums in Freiburg, die man besser nicht hätte formulieren können. Die anwesenden Delegationen der Schüler stellten ihre Projekte im Anschluss selbst vor. Die Teilnehmenden waren allesamt begeistert. Auch die Träger unserer beiden Sonderpreise – das Ehepaar Brändle aus Pforzheim, die durch unseren Pforzheimer Kameraden Rüdiger Jungkind gewürdigt wurden, und die Kameradinnen und Kameraden der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen, deren Würdigung durch unsere Kameradin Anka Österle aus Tübingen erfolgte – kamen selbst im Abendprogramm zu Wort. Brigitte und Gerhard Brändle sprachen außerdem noch am Sonntagmorgen auf der Kundgebung an der Pforzheimer Stele für den antifaschistischen Widerstand zu unseren Delegierten und den anwesenden Gästen und begleiteten diese anschließend im Demonstrationszug zur Fortführung der Konferenz ins Kulturhaus Osterfeld. Dort folgten die Weiterführung der Antragsdiskussion und anschließend die Wahlen.

Neuer geschäftsführender Landesvorstand
Bis auf unsere geschätzte Kameradin Lilo Rademacher, die leider aus gesundheitlichen Gründen von einer weiteren Kandidatur absah, stellten sich alle bisherigen Mitglieder des geschäftsführenden Landesvorstands erneut zur Wahl und wurden ohne Ausnahme wiedergewählt. Somit genießen unsere Landessprecher Erika Weisser, Ilse Kestin und Michael Dandl weiterhin das Vertrauen der Mitgliedschaft, ebenso wie unser Landeskassierer Bernhard Mainz und die weiteren geschäftsführenden Mitglieder Lothar Letsche und Karl-Martin Matt. Anthony Cipriano wurde als neuer Landesgeschäftsführer gewählt, Dieter Lachenmayer bleibt aber weiterhin Mitglied im Geschäftsführenden Landesvorstand. Für seine jahrzehntelange Arbeit in- und außerhalb der Geschäftsstelle erhielt er unter tobenden Beifall einen Blumenstrauß, überreicht von Ilse Kestin, die die Konferenz schließlich für beendet erklärte.

Alles in allem also ein Wochenende, über das man gerne in Erinnerungen schwelgt, doch die glasklare politische Botschaft der Konferenz verpflichtet zum Blick nach vorn. Jetzt geht es für uns alle an die weitere Gestaltung der gemeinsamen Debatte – offen, ehrlich, sachlich, aber immer auch solidarisch und vorwärtsweisend.

Ein Beitrag der VVN-BdA Landesvereinigung Baden-Württemberg