Gedenken an die Opfer der Deportation nach Gurs, 22. Oktober 1940

geschrieben von Katrin Brüggemann

9. Februar 2024

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Am 22. Oktober 1940 wurden aus Baden und der damaligen Saarpfalz fast alle jüdischen Menschen in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. 112 auch aus Konstanz. (Foto: Katrin Brüggemann)

Aus diesem Anlass organisierte die Initiative Stolpersteine für Konstanz zusammen mit der VVN Konstanz und der Synagogengemeinde am Abend des 22. Oktobers 2023 eine Gedenkveranstaltung, bei der an dem städtischen Gedenkstein für jeden der 112 Deportierten eine Kerze angezündet, die Namen vorgetragen und alle Namen und sofern vorhanden Fotos projiziert wurden. Am folgenden Tag gab es einen hauptsächlich von Lernenden schulübergreifend organisierten Gedenkweg von der Innenstadt zum Mahnmal am Bahnhof Petershausen (www.oktoberdeportation-konstanz.de). Auf dem Gedenkweg trugen die Jugendlichen 112 Schilder mit den Namen und Fotos der Deportierten und an verschiedenen Stationen wurden von Jugendlichen persönliche Erinnerungen der Deportierten vorgetragen. Am Mahnmal angekommen gab es einen durch die Synagogengemeinde feierlichen Abschluss. Jährlich – so auch dieses Jahr – organisieren wir am 9. November eine dezentrale Mahnwache zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938. Mit großem Aufwand werden an dem Abend von 18.00 – 18.30 Uhr alle 272 Stolpersteine in Konstanz geputzt und an jedem Stein werden Kerzen entzündet, Blumen niedergelegt und über die Schicksale der Opfer informiert. Diese Mahnwache ist ein beeindruckendes Projekt, da sich sehr viele Menschen aus der Zivilgesellschaft daran beteiligen und in der halben Stunde an allen Stolpersteinen Menschen sind, diesen individuell betreuen und Vorbeikommende über das Schicksal des Menschen für den der Stein verlegt wurde informieren.

Am 12. November 2023 haben wir die offizielle städtische Gedenkfeier anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome ausgerichtet. Dieses Jahr erstmalig in der 2019 eingeweihten neuen Synagoge. In einem sehr gut besuchten Vortrag hat Gideon Nissenbaum über die Geschichte seines Vater Shimon Nissenbaum berichtet, der sich als 15-Jähriger am Warschauer Ghetto-Aufstand beteiligte. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde ein Großteil der Familie im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Obwohl Shimon Nissenbaum nach dem Krieg eigentlich Europa verlassen wollte, ist er doch in Konstanz geblieben und gründete hier eine neue jüdische Gesamtgemeinde Konstanz und Freiburg. 1983 gründeten Shimon Nissenbaum und seine Frau Sonja die polnische Stiftung Fundacja Rodziny Nissenbaumów, die bis heute Stätten des Judentums in Polen restauriert und unterhält.

Da es uns sehr wichtig ist uns nicht ausschließlich der Gedenkarbeit zu widmen, hatten wir für den 26. Oktober 2023 unseren Bundesgeschäftsführer Thomas Willms nach Konstanz eingeladen. In einer Kooperationsveranstaltung mit dem ver.di Ortsverein Konstanz und der Volkshochschule hat Thomas Willms vor rund 60 Teilnehmenden eindrücklich erläutert „Warum Björn Höcke ein Nazi ist“ und mutmachend ausgeführt warum es gerade jetzt so wichtig ist sich gegen die AfD zu organisieren.