Faschistischer Anschlag auf Kommunalpolitiker in Calw
11. Februar 2025

Im März wurde in ein Fenster geschossen – im Oktober wurde das Haus, in dem Thomas Hanser wohnt, sowie in der Nähe parkende Pkw mit faschistischen Schmierereien besudelt, unter anderem mit Hakenkreuzen!
Thomas war fünf Jahre für die Partei „Die Linke“ in den Bezirksbeirat Calw-Heumaden gewählt. Als Reaktion darauf wurde am 14. November eine Solidaritätsdemonstration vor dem Rathaus in Calw durchgeführt, zu der unter anderen unser Landesverband aufgerufen hatte.
Obwohl auch der Oberbürgermeister der Stadt Calw über die Veranstaltung informiert war, nahm kein offizieller Representant der Calwer Kommunalpolitik an dieser Veranstaltung teil.
Der Verfasser dieses Artikels erklärte Thomas seine Solidarität:
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten.
Lieber Thomas!
Ich spreche hier im Auftrag der Landesvereinigung der VVN-BdA, also der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und der Antifaschisten. Unsere Organisation wurde 1947 von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen den Faschismuns gegründet und setzt sich seither für folgende Ziele ein:
- Bewahrung des Andenkens an den deutschen Widerstand, Gedenkstättenarbeit
- Verbot aller Naziorganisationen
- Frieden und Abrüstung, gegen den Militarismus
Außerdem soll ich Euch und Dir, lieber Thomas, Grüße der Gewerkschaften ausrichten. Ich selbst bin Mitglied des DGB-Kreisvorstandes Pforzheim und Enzkreis.
Ich zitere aus der Rede von Michel Friedmann am 10.10.2024, gehalten im Hessischen Landtag.
Friedman lebt nur, weil Oskar Schindler, der im Oktober 1974 in Frankfurt verstorben ist, einen Teil seiner Familienangehörigen vor dem Holocaust gerettet hat.
Als kleines Kind fragte er Oskar Schindler:
„Was soll ich von Dir lernen“ … und er sagte: … „Weißt Du, in meiner Zeit … haben sehr, sehr viele Menschen immer gesagt, auch ich noch, … „Was kann man gegen die da oben tun, was kann man denn überhaupt tun als Einzelner?“ … Und seine Antwort war: „Tun! … Handeln!“
Er redete nicht viel, aber er handelte.
Auch in unserer Zeit … sagen viel zu viele Menschen: „Was kann den der Einzelne tun? Was kann man gegen die da oben tun? Wass kann man gegen die Rassisten tun? Was kann man gegen die Judenhasser tun? Was kann man gegen die Hetzer tun? Was kann man gegen die tun, die die Demokratie zerstören wollen? Was kann man gegen die tun, die Respekt nicht haben?“ Was kann man gegen die tun, die mit Gewalt, geistiger Brandstiftung Menschen dazu bringen, dass sie dann Gewalt ausüben?“
Tun!
Und wenn ein Mann wie er im Jahre 44/45 … mitten in Polen und unter Nazis, die dort überall unterwegs waren … was tun konnte, … was können wir, meine Damen und Herren, heute, in einer Demokratie, … in Freiheit tun, wenn Menschen Menschen verachten, … und öffentlich sie zu Unmenschen machen. …
Etwas tun!
Tun wir genug? … Aber Nein! … Nehmen wir die Dinge einfach so hin? Aber Ja!.
Man kann Demokrat sein, … und ist gleichgültig! … Man kann auch Demokrat sein … und schaut zu … und hört hin … anstatt das zu sagen, was zu sagen ist.
So weit Friedman.
Ich bin nach Calw gekommen, um etwas zu tun. Hier zu sagen, was zu sagen ist!
Lieber Thomas. Als Bezirksbeirat Heumaden bist Du in der Kommunalpolitik bekannt. Ich hoffe doch, dass Dir alle demokratischen Kommunalpolitiker ihre Solidarität ausdrücken und hinter Dir stehen. Ich hoffe, dass alle hier sind oder, wenn verhindert, sich wenigstens öffentlich äußern.
Was stünde dem entgegen?
Man könnte sagen:
- Die Tat hat vielleicht gar nicht Dir gegolten. Mag sein: Aber was ist das für ein Argument? Auch wenn die Tat vielleicht nicht Dir gegolten hat, kann, muss sich jeder Demokrat davon distanzieren.
- Du bist keine politisch bekannte Person der Öffentlichkeit. Auch das überzeugt nicht. Du bist wenigstens denjenigen bekannt, die fünf Jahre lang mit Dir zusammengearbeitet haben und die Du wohl immer noch grüßt. Gegenfrage: muss es so weit kommen, dass Du vielleicht – wie Walter Lübcke – bundesweit bekannt wirst?
- Es laufen Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kripo. Hintergründe und Verbindungen sind noch nicht bekannt. Ist das ein Grund, sich nicht von der Tat zu distanzieren? Bei jedem der vielen Anschläge auf jüdische Einrichtungen war das nicht anders. Zu Recht wurde hier von vielen Demokraten sofort mit Solidaritätserklärungen geantwortet. Wo kämen wir hin, wenn diese Demokraten erst einmal alle geschwiegen hätten, bis nach drei, fünf oder zehn Jahren ein Strafverfahren abgeschlossen ist?
Nein. Nie wieder ist jetzt, hier und heute: Handeln wir jetzt, hier und heute. Damit so etwas nie wieder geschieht.
Thomas, ich begrüße Dich als neues Mitglied der VVN-BdA. Ich danke Dir für Deinen Mut!
Weitere Reden hielten die Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken, Calw bleibt bunt und die Partei „Die Linke“. Trotz der Unterstützung des Aufrufs durch die in der Kommunalpolitik vertretenen Parteien zeigte sich kein aktiver Vertreter der Kommunalpolitik!
Für den ebenfalls von den Schmierereien betroffenen ambulanten Pflegedienst sammelten die Teilnehmenden der Solidaritätskungebung für Thomas mehrere hundert Euro.