Abschied von Franz-Josef Fischer
17. Dezember 2013
Am 28. November verstarb unser Kamerad Franz Josef Fischer im Alter von 97 Jahren.
Franz Josef stammte aus Königshan, heute Královec, in Tschechien. Sein Vater, Holzbildhauer, Kommunist und Gemeinderat, auch Wirt im Gasthaus, das hauptsächlich seine Mutter betrieb. Schon früh schloss sich Franz-Josef nach seinen eigenen Berichten dem tschechischen antifaschistischen Widerstand an, führte auch Emigranten illegal über die nahe deutsche Grenze. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Annektion des „Sudetenlandes“ im Oktober 1938, begann die Wehrmacht unmittelbar mit der Musterung der jungen Männer, um sie zum Kriegsdienst einzuziehen. Franz-Josef verweigerte den Wehrdienst. Das führte zu seiner ersten Festnahme, Untersuchungshaft und tagelangen Verhören. 1940 wurde er erneut verhaftet und durchlief in den folgenden fünfeinhalb Jahren ver schiedene Konzentrationslager: Sachsenhausen, Neuengamme, Berlin-Lichterfelde, Flossenbürg und Theresienstadt. Am 06. Mai 1945 wird er in Theresienstadt befreit. Es verschlägt ihn nach Geislingen an der Steige, wo er seine Frau Lisette kennenlernt und sich mit ihr eine neue Existenz aufbaut. Zur VVN findet er 1965, als er Bekanntschaft mit Alfred Hausser schließt, der ihn später immer wieder in Gruibingen besuchte. Als überzeugter Antimilitarist engagierte sich Franz-Josef aktiv in der Friedensbewegung, vor allem als es in den 80er Jahren gegen die Stationierung neuer Atomraketen ging. Unermüdlich berichtete er als Zeitzeuge vor Schulklassen und Jugendgruppen von seinen Erlebnissen in Widerstand und Verfolgung.
Zu seiner Beisetzung legte die VVN-BdA ein Gebinde nieder. In Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem unvergessenen Kameraden.
Franz Josef Fischer (re.) mit Fasia Jansen und Gertrud Müller bei der Blockade des Mutlanger Raketentors 1984 Foto: Archiv der VVN-BdA BAWü