Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung
9. Februar 2024
AN24-1, Gedenken, Karlsruhe, Kundgebung
Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus in Karlsruhe
Am Datum des Totensonntags wurde 2023 der traditionelle Gedenktag für die Opfer des Faschismus (OdF-Tag) am Karlsruher Hauptfriedhof begangen. Zahlreiche Organisationen, Parteien, Vereine und Gewerkschaften folgten dem Aufruf der VVN-BdA Kreisvereinigung und legten Blumen am Mahnmal für die Opfer der Euthanasie, stellvertretend für alle Opfer des Faschismus, nieder.
Dort sprach auch Anthony N. Cipriano, Geschäftsführer der VVN-BdA Landesvereinigung Baden-Württemberg. Er erinnerte an die beiden Antifaschisten Alfred Hausser und Karl Wagner und zog politische Lehren aus deren Leben und Wirken. „Sie kämpften immer konsequent gegen die Faschisten und die Kriegsambitionen der Herrschenden, für die Demokratie und das Recht auf ein Leben in Frieden.“ Heute gelte es, der reaktionären Politik der Ampel-Regierung entschiedenen Protest entgegenzusetzen: „Vor diesem Hintergrund ist es das Gebot der Stunde für alle Antifaschistinnen und Antifaschisten, die Kriegs- und Kahlschlagspläne der Regierung zu vereiteln.“ Es müsse eine selbstbewusste Opposition gegen die herrschende Kriegspolitik aufgebaut werden. Dabei dürfe man jedoch rechten Rattenfängern nicht auf den Leim gehen. So könne das politische Erbe des antifaschistischen Widerstands wachgehalten werden: „den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung.“
Am Ehrengräberfeld für die sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter sprach Moritz Tremmel, Gewerkschaftssekretär im Bereich Jugend bei Ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald. Er erinnerte daran, dass während des Krieges etwa 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten und Zwangsarbeit leisten mussten. Gegen Ende des Krieges machte Zwangsarbeit mehr als ein Drittel der deutschen Kriegswirtschaft aus. Vor diesem Hintergrund mache es wütend, wenn etwa aus den Reihen der CDU vorgeschlagen werde, für sogenannte „arbeitsfähige Arbeitslose“ eine Arbeitspflicht einzuführen. Aber auch andere politische Entwicklungen zeigten, dass es nie eine „Stunde Null“ gegeben habe: „Ich bin sprachlos, wenn ich mediale Hetzkampagnen gegen Antifaschist*innen sehe, die sich Faschisten in den Weg stellen und von deutschen Polizisten mit Knüppeln und Pfefferspray angegriffen werden.“ Und: „Wir brauchen keine 100 Milliarden für Aufrüstung und Kriegswirtschaft. Dieses Geld muss in die Gesellschaft und die Folgen der Inflation abfangen.“ Die Gewerkschaftsjugend kämpfe für eine Zukunft ohne Faschismus.