Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit: „Nie wieder ist jetzt!“
1. August 2024
AN24-3, Frieden, Gedenken, Ravensburg
Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau am 11.05.2024
Die VVN-BdA Ravensburg, der Deutsche Gewerkschaftsbund, IG Metall und ver.di erinnerten am Samstag, den 11.05.2024, auf dem KZ-Friedhof Birnau bei Überlingen mit ihrer jährlichen Gedenkfeier an die Opfer von Faschismus und Krieg. Auf dem Friedhof wurden 1946 auf Anordnung der französischen Alliierten 97 Opfer des Außenlagers Aufkirch (KZ Dachau) begraben. Die Gedenkreden hielten Kai Burmeister, DGB Baden-Württemberg, und Ilse Kestin, VVN-BdA Baden-Württemberg. An der Gedenkfeier nahmen rund 130 Menschen teil, darunter 23 AntifaschistInnen einer italienischen Delegation des Comitato Resistenza Colle del Lys aus Rivoli und der A.N.P.I Orbassano (Piemont). Mit bewegenden Worten wurde der Opfer von Krieg und Faschismus gedacht. Auf den Erfahrungen aus der Nazizeit aufbauend, sprachen sich RednerInnen gegen eine erneute Militarisierung der Gesellschaft und gegen Aufrüstung aus: „Wir wollen keine Milliarden für Kriegstüchtigkeit verpulvern lassen – wir wollen, dass die Milliarden für Friedensfähigkeit eingesetzt werden“, so die Veranstalter.
Frederic Striegler, IG Metall Friedrichshafen, sorgte mit Liedern wie „Bella Ciao“ und „Die Moorsoladen“ für einen würdigen musikalischen Rahmen der Feier auf dem KZ-Friedhof.
Kai Burmeister, DGB BaWü, forderte dazu auf die Demokratie zu verteidigen: „Es geht um unsere grundlegenden Werte, die von den Rechten angegriffen werden: Respekt, Toleranz und Menschenwürde. Es geht um Menschenleben! Wer Menschen im Wahlkampf krankenhausreif prügelt, prügelt unsere Demokratie krankenhausreif. … Aber ich bin Realist: Als Mahner für Frieden und Völkerverständigung brauchen wir einen langen Atem. … Wir müssen reden, überzeugen, Verbündete gewinnen. Über Grenzen hinweg. Wir müssen dem Säbelgerassel mit Solidarität und Dialog begegnen.“
Ilse Kestin, VVN-BdA BaWü, kritisiert die Bundesregierung in ihrem Ziel, Deutschland wieder kriegstauglich zu machen. „Das konterkariert alles, wofür die Friedensbewegung gekämpft hat.“ Kestin forderte verstärkte diplomatische Aktivitäten und Friedensgespräche zum Krieg in der Ukraine ein: „Denn es gibt auch in Zukunft kein Europa ohne Russland.“ Auch beim Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern plädierte sie für einen sofortigen Waffenstillstand. Deutschland fiele dabei die Rolle als Mahner für die Einhaltung der Menschenrechte zu.
Carlo Marroni, ANPI Orbassano, und Franco Voghera, Comitato Colle del Lys, überbrachten Grüße der italienischen Gewerkschaften und AntifaschistInnen aus der Region Piemont.
Markus Brunnbauer stellte die Arbeit des „Studentenwerk Weiße Rose e.V. Weingarten“ vor.
Versammlungsleiter Josef Kaiser, VVN-BdA Ravensburg, sagte: „Wir denken an die Menschen in Palästina und in der Ukraine, genauso wie an die betroffenen Menschen in Russland und Israel. Denn dem Krieg, – oder genauer, der Militärlobby und den Kriegsgewinnlern, – ist es egal, welche Nationalität die Opfer haben. Wir fordern alle Beteiligten auf die Kampfhandlungen einzustellen.“ Mit Kranzniederlegung und einer Schweigeminute wurde der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Kaiser endete: „Nie wieder hat kein Schlussdatum – Nie wieder ist jetzt!“
Vor der Gedenkfeier gab es eine Führung im Überlinger Stollen mit dem Historiker Oswald Burger, an der auch die Delegation der ANPI teilnahm. Am Sonntag informierte Enzo Savarino, ehemaliger Geschäftsführer IG Metall Friedrichshafen, die Gruppe aus Italien über die Industrie in Friedrichshafen und über gewerkschaftliche und antifaschistische Aktivitäten von VVN-BdA und Gewerkschaften. Anschließend legte die italienische Delegation am Fridolin-Endraß-Platz Blumen für den von den Nazis hingerichteten Friedrichshafener Gewerkschafter Fridolin Endraß nieder.