Zum 70. Geburtstag von Mumia Abu-Jamal

7. Mai 2024

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Nelson Mandela in Südafrika, Mumia Abu-Jamal in Amerika: 42 Jahre im Gefängnis wegen politischer Aktivität

Mumia Abu-Jamal, Ehrenmitglied der VVN-BdA, wurde am 24. April 1954 in Philadelphia geboren. Er war Journalist, Autor und Bürgerrechtler. Er ist ein schwarzer politischer Gefangener im US-Todestrakt. Sein gesellschaftliches und politisches Wirken sollte verhindert werden, ihm wurde im Jahr 1982 ein Mord angehängt. Nachdem ein Bundesgericht das Todesurteil aufgehoben hatte, wurde die Strafe mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft 2011 in lebenslange Haft ohne Revisionsmöglichkeit umgewandelt.

In Mumias Heimatstadt gab es 1964 schon gravierende Rassenunruhen und nach einer Teilnahme an einer Demonstration und dem Erleben des rassistischen Verhaltens der Polizei, wurde er politisch aktiv.  Er begann 1968, im Alter von 14 Jahren, als Hilfspressesprecher in der Black Panther Party zu arbeiten. Den Nachnamen Abu-Jamal (Vater des Jamal) nahm er nach der Geburt seines Sohnes 1971 an. 1971/1972 trat er bei den Black Panthers aus. 1974 heiratete er Biba, die Mutter seines Sohnes. Mumias Auftreten mit Dreadlocks erregte damals noch Aufsehen. Aufgrund seiner Radiostimme, eines sonoren Baritons, seiner Eloquenz und Leidenschaft und gut vorbereiteter Radiointerviews (u. a. mit Bob Marley) wurde er in Philadelphia bekannt. Auch wenn er eng mit militanten Gruppen zusammenarbeitete, galt er persönlich als friedlicher und zuvorkommender Mensch.

Bei einer Verkehrskontrolle seines Bruders soll Mumia angeblich den Polizisten kaltblütig erschossen haben. Es ist unbestritten, daß ein Polizist am 9. Dezember 1981 um 4 Uhr morgens erschossen wurde, nachdem er das Auto von Mumias Bruder angehalten hatte. Ebenfalls unbestritten ist, daß Mumia am Tatort eintraf, nachdem der Polizist Mumias Bruder mit einer Taschenlampe geschlagen hatte. Derselbe Polizist schoß wahrscheinlich Mumia an. Nach einer Notoperation war Mumias Zustand längere Zeit kritisch. Nichtsdestotrotz wurde der Fall innerhalb von sechs Monaten ohne Aufschub dem Gericht zur Verhandlung vorgelegt. Nachdem Mumia bekannt gab, sich selber verteidigen zu wollen, gewährte ihm das Gericht nur drei Wochen, um seine Verteidigung vorzubereiten.

Während Richter, Staatsanwaltschaft, Polizei und Bürgermeister Rizzo (schon vor der Verurteilung) überzeugt ein Schuldig vertraten, scheinen nur Menschenrechtsaktivisten und kritische Juristen weltweit die Frage von einem fairen Prozess, von Schuld oder Unschuld, überhaupt aufzuwerfen. Trotzdem seine Anwälte mittlerweile alle ‚Beweise‘ für seine Schuld widerlegt haben, war es bis heute nicht möglich seine Freilassung zu erreichen. Es ist herber Rückschlag für die Solidaritätsbewegung für Mumia Abu-Jamal in Jahr 2022, die der gerichtlichen Anhörung in Philadelphia eigentlich mit Zuversicht entgegengesehen hatte. Schließlich konnte die Verteidigung zahlreiche verschwundene Prozessakten präsentieren, die im Jahr 2018 in einem Lagerraum der Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia in sechs Archivkartons gefunden worden waren. Aus den Unterlagen geht nach Angaben der Verteidigung hervor, dass wichtigen Belastungszeug*innen im Prozess gegen Mumia Abu-Jamal Geld für ihre Aussagen gegeben und die Einstellung gegen sie anhängiger Strafverfahren versprochen worden war. Außerdem fanden sich Belege, dass Schwarze Geschworene aus dem Prozess gegen Mumia Abu-Jamal systematisch ausgeschlossen worden seien. Auf einen Notizzettel des damaligen Staatsanwalts war hinter potentiellen Juror*innen ein B oder W, die Abkürzung für die ethnisch zugeschriebene Zugehörigkeit Black oder White vermerkt. So wurde Mumia Abu-Jamal, der damals wegen seiner kritischen Radioreportagen bei vielen Polizist*innen und konservativen Politiker*innen verhasst war, von einer rein weißen Jury wegen des Polizistenmordes zum Tode verurteilt. Der Widerstand gegen genau dieses manipulierte Verfahren und für seine Freiheit hat mittlerweile für soviel Aufsehen gesorgt, daß er über die Stadt und Landesgrenzen hinaus bekannt wurde, der internationale Protest von Aussen in die Mauern eindringt und die Isolation seiner Zelle immer wieder ein Stück weit durchbricht.

Mumia Abu-Jamal vor der Hinrichtung zu bewahren, wurde zu einem Anliegen der verschiedensten Gruppen. Die amerikanische Angela Davis bezeichnete Mumia Abu-Jamal 2005 als einen der einflussreichsten intellektuellen Führer der Bewegung gegen die Todesstrafe in den USA und weltweit und forderte seine umgehende Freilassung. Bei einem Festakt 2003 wurde Mumia die Ehrenbürger-Urkunde und -Medaille der Stadt Paris überreicht. Stellvertretend übernahm Angela Davis die Auszeichnungen entgegen. Im Oktober 2002 wurde Mumia Abu-Jamal zum Ehrenmitglied auf dem Bundeskongress der VVN-BdA ernannt.

Freiheit für Mumia Abu-Jamal!