NS-Justiz in Freiburg 1933 – 1945

16. Januar 2024

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Vortrag und Rundgang zur Ausstellung im Amtsgericht

Dass in der Nazizeit furchtbare Juristen am Werk waren, wissen wir spätestens seit den 1970er-Jahren, als die Tätigkeit des damaligen, in Freiburg wohnhaften Ministerpräsidenten Hans Filbinger als Marine- und Kriegsrichter bis 1945 publik wurde. Noch in den letzten Kriegstagen hatte er Todesurteile gegen Befehlsverweigerer gefällt und vollstrecken lassen, nachgewiesene Vorwürfe aber bestritten und schließlich mit dem Satz gerechtfertigt, dass „heute nicht Unrecht sein kann, was damals Recht war“. Der CDU-Politiker, der 1937 Mitglied der NSDAP geworden war, trat 1978 auf großen öffentlichen Druck von seinem Amt zurück.

Wenig bekannt ist hingegen, dass auch in Freiburg Militärgerichtsverfahren stattfanden – das weiß man erst seit 2016, durch einen Hinweis des Vereins „Souvenir Français“ auf die Erschießung dreier in Untersuchungshaft befindlicher französischer Widerstandskämpfer durch ein SS-Mordkommando am 28. November 1944. Bei daraufhin gestarteten Recherchen entdeckte man nicht nur, dass hier Verfahren
gegen Mitglieder der Widerstandsorganisation „Réseau Alliance“ verhandelt wurden und überwiegend führende Mitglieder dieser Résistance-Gruppe im Rahmen der sogenannten Nacht- und Nebel-Verfahren als Häftlinge nach Freiburg verschleppt und verurteilt wurden – ausschließlich zum Tode.

Im Zuge dieser Forschungen förderte der damalige Amtsgerichtspräsident Thomas Kummle auch die „in Archiven im Verborgenen ruhende und überraschende Tatsache“ zu Tage, dass auch der berüchtigte Volksgerichtshof im großen Saal des heutigen Amtsgerichts Freiburg Sitzungen abhielt – vorwiegend gegen Kommunisten und Elsässer, wie er in seinem jüngst erschienen Begleitband zu der Dauerausstellung
schreibt, die er zusammen mit Historikern erarbeitete.

Seit 2021 ist diese Ausstellung im 1. OG des Amtsgerichts zu sehen; sie beleuchtet auf 13 Tafeln diese unheilvolle Gerichtsbarkeit, zu der außer den beiden erwähnten auch noch eine weitere spezielle NS-Rechtsauslegung gehörte: Das Sondergericht, vor dem mehr als 1000 Prozesse gegen Regimegegner stattfanden.

Wir wollen diese Ausstellung nun gemeinsam mit Thomas Kummle besuchen; nach einem einführenden Vortrag in eben jenem großen Saal wird er uns beim Rundgang begleiten.

Wir treffen uns am Freitag, 19. Januar, 16.30 Uhr an der Eingangstür des Amtsgerichts.
Bitte sehr pünktlich sein, die Tür wird nach dem Einlass geschlossen.