Was uns der Schwur von Buchenwald heute noch zu sagen hat

geschrieben von Jens Kany

11. Februar 2025

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Bildungsworkshop der VVN-BdA Karlsruhe mit Anthony Cipriano, Landesgeschäftsführer  der VVN-BdA Baden-Württemberg

Die gesellschaftliche Rechtsentwicklung spitzt sich immer weiter zu. Die ganze Gesellschaft soll „kriegstüchtig“ gemacht werden – die Kosten werden auf den Schultern der breiten Mehrheit der Bevölkerung abgeladen. Der Unmut darüber wächst, was rechtsextreme Parteien wie die AfD für sich zu nutzen wissen. Die Friedensbewegung ist dagegen zersplittert und reibt sich an Äußerlichkeiten auf. Auch innerhalb der VVN-BdA gibt es Kontroversen darüber, was Antifaschismus heute eigentlich bedeutet.

Da antifaschistisches Engagement in turbulenten Zeiten Klarheit und Orientierung erfordert, führte die VVN-BdA Karlsruhe am 13. Oktober 2024 einen Bildungsworkshop durch. Dieser war mit dreizehn Teilnehmenden sehr gut besucht. Eingeladen waren in erster Linie Mitglieder der Kreisvereinigung. Es war jedoch erfreulich, dass es auch darüber hinaus aus dem engeren Freundeskreis der VVN-BdA Anmeldungen gab.

Im ersten Teil des Bildungsworkshops ging es thematisch um die Machtübertragung 1933 und die Lehren, die 1945 daraus gezogen wurden. Anthony Cipriano gab einen Input und informierte zugleich über die Anfänge der VVN. Es wurde der historische Bogen gespannt von der Erklärung des Buchenwalder Volksfrontkomitees vom 19. April 1945, über den antifaschistischen Grundkonsens der Nachkriegszeit, bis hin zur Renazifizierung, Remilitarisierung und Remonopolisierung. Der Vortrag endete mit dem Appell an die Jugend von Esther Bejarano und Peter Gingold: „Laßt Euch nicht wegnehmen, was Ihr noch an demokratischen und sozialen Errungenschaften vorfindet. Laßt sie nicht weiter abbauen! Von keinem Regierenden sind sie Euch geschenkt worden: Es sind vor allem die Errungenschaften des antifaschistischen Widerstandes, der Niederringung des Nazifaschismus. Verteidigt, was Ihr noch habt, verteidigt es mit Klauen und Zähnen!“

Im zweiten Teil des Bildungsworkshops wurde mit einer Textsammlung gearbeitet, wobei aktuelle Erscheinungen der Rechtsentwicklung in den Blick genommen wurden. Hierzu wurden Texte aus den Antifa-Nachrichten Baden-Württemberg verwendet, u.a. die Position des Landesvorstands „Überforderung der Gesellschaft oder verfehlte Regierungspolitik?“ aus den Antifa-Nachrichten 1/2024. Auch der Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Baden-Württemberg am 22. und 23. Juli 2023 in Pforzheim „Die Angriffe auf den Antifaschismus stoppen! Für den Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit!“ wurde in die Textsammlung aufgenommen. Fragen, die aufkamen und diskutiert wurden, waren etwa folgende: Wie breit dürfen bzw. müssen Bündnisse gegen Rechts sein? Droht gegenwärtig ein neuer Faschismus in Deutschland? Wenn, wie wir derzeit erleben können, Sozialabbau und Kriegspolitik auch von einer „demokratischen“ Regierung betrieben werden können, inwiefern braucht es dann noch Faschismus als Herrschaftsform des Großkapitals? Welche Aktivitäten gegen Rechtsentwicklung und Kriegspolitik können in Karlsruhe angestoßen werden?

Der Bildungsworkshop war ein voller Erfolg mit durchweg positiven Rückmeldungen. Eine Fortsetzung der Bildungsarbeit in Karlsruhe ist angedacht.