Stuttgart: Kundgebung zum Tag der Befreiung

29. April 2022

Sonntag, 8. Mai 2022, 17.00 Uhr
am Mahnmal für die Opfer des Faschismus
(Stuttgart, Stauffenbergplatz)

8. Mai – 77. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg:
Unser Auftrag:
Antifaschismus! Solidarität! Frieden!

Der 8. Mai 1945 war der Tag der Befreiung vom faschistischen Terror und
vom Krieg.
An diesem Tag hatten die Nazis, ihre Förderer und Parteigänger den Krieg
verloren. Für die Mehrheit der Menschen in Europa bedeutete er die
Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Zukunft.
Die Befreiten von damals erlebten den 8. Mai als „Morgenröte der
Menschheit“ wie es Peter Gingold, ein jüdischer Antifaschist und
Kommunist, einst formulierte.
Nach 77 Jahren ist es Zeit, dass der 8. Mai auch in Deutschland ein
gesetzlicher Feiertag wird!
Tatsächlich gibt es keinen Tag in der Geschichte Europas, der so viel
Freude und Erleichterung ausgelöst hat, der gleichzeitig so teuer errungen
werden musste, wie dieser 8. Mai 1945.
Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Holocaust und
Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der
Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben.
Millionen – alliierte Soldaten, Frauen und Männer aus dem Widerstand,
Partisaninnen und Kriegsverweigerer haben für diesen Tag ihr Leben riskiert und geopfert. Sie alle kämpften als Teil der Anti-Hitler-Koalition für eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung. Ihnen danken wir. Ihr Einsatz hat den Menschen in Europa nach den bitteren und schmerzhaften Jahren der Verfolgung und Unterdrückung den Neuanfang, die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft, den Aufbau eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt ermöglicht. Dieses Vermächtnis des 8. Mai 1945 scheint heute keine Rolle mehr zu spielen. Die Hauptlast des Krieges und der Befreiung trugen die Menschen in der Sowjetunion. Während damals ukrainische und russische Rotarmisten Seite an Seite mit Kämpferinnen aus allen Teilen der Sowjetunion in der Roten
Armee für die Befreiung Europas von Faschismus und Krieg ihr Leben
opferten, stehen sie sich heute in einem blutigen Krieg gegenüber.
Seit Jahren wurden die Chancen verspielt, die sich nach der Befreiung mit
der Gründung der UNO und der Erklärung der Menschenrechte für das
friedliche und solidarische Zusammenleben der Menschen und Staaten
eröffnet hatten. An die Stelle eines weltweiten Systems der gegenseitigen
Sicherheit und Zusammenarbeit, für die es Mitte der 70er Jahre mit der
KSZE gute Ansätze gab, trat eine Politik der Konfrontation um
Rohstoffe,Märkte und Vorherrschaft. Dafür führten die USA und die NATO
ebenfalls blutige Kriege im Irak, in Afghanistan, in Jugoslawien, in Libyen, in

Syrien und anderswo. Die NATO dehnte sich, entgegen allen
Versprechungen, bis an die heutige russische Grenze aus, fast alle
Rüstungskontrollverträge wurden gekündigt.
Nicht nur in der Ukraine, auch in vielen anderen Ländern, im Jemen, in
Mali, im nördlichen Irak toben heute Kriege. Millionen Menschen sind auf
der Flucht.
Während es 1945 hieß: „Nie wieder Krieg von deutschem Boden!“ sind
heute deutsche Waffen und deutsches Militär fast überall beteiligt.
Statt den Krieg in der Ukraine mit diplomatischen Methoden beenden zu
helfen, setzt auch die Bundesregierung auf kriegsverlängernde Waffenlieferungen
und auf ein gigantisches Hochrüstungsprogramm für die
Bundeswehr.
Gemeinsam mit allen NATO-Staaten weigert sie sich weiterhin, dem seit
Januar 2021 in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten
Nationen beizutreten.
Gleichzeitig erleben wir einen rasanten Aufstieg neofaschistischer Kräfte.
So konnte die Naziterrorgruppe „NSU“ jahrelang unbehelligt eine blutige
Spur faschistischen Terrors durch unser Land ziehen.
Brennende Unterkünfte für Geflüchtete, rassistische, antisemitische
Terrorakte und Morde wie in Kassel, Halle und Hanau werden immer
häufiger.
Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus,
Islamfeindlichkeit, Lesben-/Schwulen- und Transfeindlichkeit – alle
möglichen Ideologien zur Begründung sozialer Ungleichheit und
gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur.
Mit dem Krieg in der Ukraine macht sich eine neue Variante der
Ausgrenzung und der Hassbotschaften gegen alles Russische breit.
Künstler und Sportler werden gekündigt, ausgeladen, ausgeschlossen nur,
weil sie russische Wurzeln haben. Mahnmale, die an die sowjetischen
Opfer der Befreiung erinnern werden geschändet.
Wir dagegen wollen am 8. Mai, an alle erinnern, die damals unter großen
Opfern zur Befreiung von Faschismus und Krieg beigetragen haben. Ihnen
gilt unser Dank.
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der
Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ So
lautete der Schwur der befreiten Häftlinge von Buchenwald.
Stoppt den Krieg! Stoppt die Hochrüstung!
Nie wieder und nirgendwo
weder Faschismus noch Krieg!

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes –
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Baden-Württemberg e.V.
ViSdP: Dieter Lachenmayer, Böblinger Str. 195, 70199 Stuttgart